Dienstag, 31. Oktober 2017

[KINO] Thor: Ragnarok - Thor: Tag der Entscheidung (2017)

http://www.imdb.com/title/tt3501632/

Donnergott Thor (Chris Hemsworth) wird weit weg von seiner Heimat Asgard auf der anderen Seite des Universums gefangengehalten. Ohne seinen mächtigen Hammer Mjölnir scheint eine Flucht nahezu ausgeschlossen, dabei läuft ihm allmählich die Zeit davon, denn die ebenso mächtige wie erbarmungslose Hela (Cate Blanchett), die nach jahrtausendlanger Gefangenschaft aus ihrem Gefängnis freigekommen ist, droht Ragnarok einzuleiten, die Götterdämmerung, die Asgard vernichten würde. Um das zu verhindern, setzt Thor alles daran, nach Hause zurückzukehren. Zwischen ihm und seiner Freiheit stehen jedoch tödliche Gladiatorenkämpfe auf dem Planeten Sakaar, der so etwas wie die Mülldeponie des Universums ist. Bei einem dieser Duelle trifft Thor auf den Ex-Avenger und seinen früheren Mitstreiter Hulk (Mark Ruffalo), den beliebtesten und erfolgreichsten Kämpfer auf Sakaar...

"Thor: Ragnarok" ist vermutlich die am meisten erwartete Comicverfilmung des Jahres 2017. Noch vor "Spider-Man: Homecoming", "Wonder Woman" und dem kommeneden "Justice League". Die Trailer liesen auf großen Filmspaß hoffen und die seit ein paar Wochen aufplatzenden Reviews berichteten vom "lustigsten MARVEL-Film aller Zeiten". Lustig? Thor? Lustiger als die "Guardians Of The Galaxy"? Geht das? Passt das? Verdammt, ja. "Thor: Ragnarok" liefert von vorne bis hinten ein mehr als überzeugendes und vollkommen zufriedenstellendes Erlebnis ab.

Der Film fängt schon bombastisch an: Thor, gefangen auf einem fremden Planeten, berichtet dem Zuschauer als Erzähler wie er in diese missliche Lage gekommen ist, nur um sich dann gleich Surtur, dem Feuerdämonen und Herrscher von Muspelheim, zu stellen. Hier gibt es schon die ersten Gags und Brüller und man merkt gleich in welche Richtung "Thor: Ragnarok" für die kommenden 130 Minuten gehen wird. "Thor" bietet damit endlich genau dasselbe Maß an Humor, wie jeder andere MARVEL-Film und führt die vorgenannten Reviews damit etwas ad absurdum. "Thor: Ragnarok" befindet sich mit seinen Witzchen absolut im Durchschnitt. Ein "Guardians Of The Galaxy"-Film hat ungefähr dreimal so viele Gags. Aber jetzt kommt es, denn die nächste Überraschung ist, dass es viele ernste Momente gibt und diese werden fast nie durch irgendwelche Witzele unterbrochen. Soviel also zu zu diesen überschwänglichen Kritiken.


Um gleich zum großen und von allem erwarteten Highlight zu kommen, muss man festhalten, dass der "Planet Hulk"-Abschnitt äußerst gelungen ist. Ja, es ist zwar nicht ansatzweise ein "Hulk"-Film, aber dem Aufenthalt auf dem Schrott-Planeten Sakaar wird mehr als genügend Zeit gewidmet. Der Arena-Kampf zwischen Thor und Hulk ist dabei die vermutlich beste Actionszene des Films und bietet einen wunderbar ausgeglichen, fairen Kampf, dafür aber auch einen heftigen und bildgewaltigem Schlagabtausch mit ein paar witzigen Zwischentönen. Auch die beiden Nebenfiguren, die Galdiatoren Korg (gespielt von Regisseur Taika Waititi selbst) und Miek wurden dabei gut integriert. Einzig schade war hierbei, dass man den beiden keine größeren Szenen spendiert hat und das Miek keine Stimme besaß. Hulk hat man hingegen nahezu perfekt umgesetzt. Hier fühlte man sich stellenweise wirklich wie in der Comic-Vorlage, auch wenn dies viele nicht bekannt sein dürfte. Man merkt besonders hier, dass die Schauspieler extrem gut ausgelegt waren. Allen voran natürlich Chris Hemsworth als Thor und Mark Ruffalo als Hulk. Aber auch Tom Hiddleston als Loki macht seine Sache wieder sehr gut. Den Vogal auf Sakaar schießt aber dennoch Jeff Goldblum als der Grandmaster ab. Seine Darstellung - das kann man kaum anders sagen - fetzt einfach. Kurz und gut: der Sakaar-Abschnitt, der auch den größten Teil des Streifens einnimmt, ist einfach optisch brillant mit vielen schönen Ideen, kurzweilig, spaßig und damit einfach perfekt.


Dennoch geht es ja nicht um Sakaar, sondern um Thor und seinen weiteren Werdegang. Bei dem, was im Voraus schon bekannt war, bot der Film dahingehend doch noch ein paar kleine Überraschungen. Die Geschichte rund um Odin wurde sehr gut aufgelöst und auch Hela, gespielt von der wunderbaren Cate Blanchett, fügt sich unerwartet solide in das "Thor"-Universum ein. Die Schurkin und ihre Motivation ist zwar auch diesmal erneut recht durchschnittlich geraten, ihre Vergangenheit und Geschichte wurde allerdings gut integriert. In diesem Zusammenhang ist vor allem überraschend, was alles nicht passiert ist. Im Vorfeld wurde mal wieder viel spekuliert und am Ende ist der Zuschauer doch erstaunt, wie die Handlung von "Thor: Ragnarok" verlief. Hervorzuheben ist hierbei ebenfalls, dass die Figur Thor nahezu perfekt umgesetzt wurde. Einen besseren Thor gab es nur selten. Seine Actionszenen sind gut und Chris Hemsworth konnte noch nie so viel aus seinem Charakter herausholen - trotz kurzer Haare (die übrigens hervorragend passen).


Ein paar Kritikpunkte gibt es natürlich dennoch. Zum einen ist der Soundtrack von Mark Mothersbaugh recht unauffällig, bis auf die bekannten Themen aus "Avengers: Age Of Ultron" oder dem Titelgebenden Stück aus "Thor". Abgesehen vom überaus prominent (aber imemr passend) eingesetzten "Immigrant Song" von Led Zeppelin lässt einen der Score eher kalt. Außerdem endet die Musik oft sehr abrupt und das fühlt sich einfach etwas seltsam an. Es gibt hier auch kein richtiges Main-Theme. Einzig positiv ist, dass der Score oft an elektronische Klänge von Daft Punk und irgendwie sogar entfernt an "Tron: Legacy" erinnert. Zum anderen schockiert etwas, wie man mit bereits bekannten Nebenfiguren und Thors Mitstreitern umgegangen ist. Jane und die tapferen Drei – das war leider zu lieblos.


Ansonsten ist das Filmerlebnis natürlich sehr abhängig von dem, was man erwartet. Die ganz große Überleitung zu "Avengers: Infinity War" ist "Thor: Ragnarok" nicht geworden, auch wenn man viele Elemente aus anderen Filmen des MCUs integrierte, um hier einen besseren Flow und eine gute Kontinuität aufzubauen. Da überrascht auch der kurze, aber sehr coole Auftritt von Benedict Cumbatch als "Doctor Strange", der sich schon in den After-Credits seines Films andeutete. Auch wenn das Ende schon in die Richtung "Infinity War" geht und entsprechend offen gehalten wird, stand der Abschluss der "Thor"-Trilogie mehr im Fokus und dieser ist phantastisch gelungen. Zu loben sei hier nochmal die Konsequenz des Endes, aber auch von anderen Szenen. Die zwei After-Credits-Szenen waren okay, aber eben nicht die großen "Eye-Opener". Die erste lässt die Spekulationen eigentlich erst so richtig losgehen (im Hinblick auf "Avengers: Infinty War"). Letztere ist dann aber wieder nur ein kleiner Gag zum Schluss.

Ob "Thor: Ragnarok" der beste "Thor"-Film ist, kann man nur schwer beantworten. Besser als "Thor: The Dark World" definitiv, aber "Thor" hat mit seiner mythologisch respektvollen und episch inszenierten Art schon mehr "Thor"-Feeling gehabt. "Thor 3: Ragnarok" ist ein MARVEL-Film, der genau weiß, wann er die Lächerlichkeit mit offenen Armen willkommen heißen sollte - was aber auch die Latte für die nächste MARVEL-Unterhaltung extrem hoch legt. Dafür überzeugt Thors letzter Solofilm aber natürlich mit dem Ensemble rund um Hulk, Korg, Grandmaster und Hela. Das überwiegt, um den dritten Ausflug knapp zum Besten Teil der Trilogie zu machen. Noch ein wenig mehr Ernst und mehr epische Augenblicke hätten "Thor: Ragnarok" leicht zu einem noch viel besseren Vertreter unter den Comic-Verfilmungen machen können.

8,5/10

Eines noch in eigener Sache: die dubiose Aussage seitens des Vertriebs, "(...) man könne den (englischen) Originaltitel nicht verwenden, weil es bereits einen deutschen Film namens "Ragnarok" gäbe", ist beliebig unglaubwürdig. Der deutsche Titel ist einfach nur dämlich. Punkt. Disney Deutschland tät gut daran, seine Taglines niveauvoll anzupassen oder diese einfach im O-Ton zu belassen. Selbstverständlich tut eine solche Tagline dem Filmspaß keinen Abbruch, aber so ein hahnebüchener Unsinn bringt doch viele (gerade Fans) zum Kofschütteln und wurde zuletzt bei "Thor: The Dark World" (deutsche Übersetzung: "Thor: The Dark Kingdom") verzapft.

Bei zavvi UK gab es den Film in 4K von WALT DISNEY Studios Home Entertainment im limitierten Steelbook. 

Quellen
Inhaltsangabe: Marvel / Disney

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen