Dienstag, 31. Oktober 2017

[KINO] Thor: Ragnarok - Thor: Tag der Entscheidung (2017)

http://www.imdb.com/title/tt3501632/

Donnergott Thor (Chris Hemsworth) wird weit weg von seiner Heimat Asgard auf der anderen Seite des Universums gefangengehalten. Ohne seinen mächtigen Hammer Mjölnir scheint eine Flucht nahezu ausgeschlossen, dabei läuft ihm allmählich die Zeit davon, denn die ebenso mächtige wie erbarmungslose Hela (Cate Blanchett), die nach jahrtausendlanger Gefangenschaft aus ihrem Gefängnis freigekommen ist, droht Ragnarok einzuleiten, die Götterdämmerung, die Asgard vernichten würde. Um das zu verhindern, setzt Thor alles daran, nach Hause zurückzukehren. Zwischen ihm und seiner Freiheit stehen jedoch tödliche Gladiatorenkämpfe auf dem Planeten Sakaar, der so etwas wie die Mülldeponie des Universums ist. Bei einem dieser Duelle trifft Thor auf den Ex-Avenger und seinen früheren Mitstreiter Hulk (Mark Ruffalo), den beliebtesten und erfolgreichsten Kämpfer auf Sakaar...

"Thor: Ragnarok" ist vermutlich die am meisten erwartete Comicverfilmung des Jahres 2017. Noch vor "Spider-Man: Homecoming", "Wonder Woman" und dem kommeneden "Justice League". Die Trailer liesen auf großen Filmspaß hoffen und die seit ein paar Wochen aufplatzenden Reviews berichteten vom "lustigsten MARVEL-Film aller Zeiten". Lustig? Thor? Lustiger als die "Guardians Of The Galaxy"? Geht das? Passt das? Verdammt, ja. "Thor: Ragnarok" liefert von vorne bis hinten ein mehr als überzeugendes und vollkommen zufriedenstellendes Erlebnis ab.

Der Film fängt schon bombastisch an: Thor, gefangen auf einem fremden Planeten, berichtet dem Zuschauer als Erzähler wie er in diese missliche Lage gekommen ist, nur um sich dann gleich Surtur, dem Feuerdämonen und Herrscher von Muspelheim, zu stellen. Hier gibt es schon die ersten Gags und Brüller und man merkt gleich in welche Richtung "Thor: Ragnarok" für die kommenden 130 Minuten gehen wird. "Thor" bietet damit endlich genau dasselbe Maß an Humor, wie jeder andere MARVEL-Film und führt die vorgenannten Reviews damit etwas ad absurdum. "Thor: Ragnarok" befindet sich mit seinen Witzchen absolut im Durchschnitt. Ein "Guardians Of The Galaxy"-Film hat ungefähr dreimal so viele Gags. Aber jetzt kommt es, denn die nächste Überraschung ist, dass es viele ernste Momente gibt und diese werden fast nie durch irgendwelche Witzele unterbrochen. Soviel also zu zu diesen überschwänglichen Kritiken.


Um gleich zum großen und von allem erwarteten Highlight zu kommen, muss man festhalten, dass der "Planet Hulk"-Abschnitt äußerst gelungen ist. Ja, es ist zwar nicht ansatzweise ein "Hulk"-Film, aber dem Aufenthalt auf dem Schrott-Planeten Sakaar wird mehr als genügend Zeit gewidmet. Der Arena-Kampf zwischen Thor und Hulk ist dabei die vermutlich beste Actionszene des Films und bietet einen wunderbar ausgeglichen, fairen Kampf, dafür aber auch einen heftigen und bildgewaltigem Schlagabtausch mit ein paar witzigen Zwischentönen. Auch die beiden Nebenfiguren, die Galdiatoren Korg (gespielt von Regisseur Taika Waititi selbst) und Miek wurden dabei gut integriert. Einzig schade war hierbei, dass man den beiden keine größeren Szenen spendiert hat und das Miek keine Stimme besaß. Hulk hat man hingegen nahezu perfekt umgesetzt. Hier fühlte man sich stellenweise wirklich wie in der Comic-Vorlage, auch wenn dies viele nicht bekannt sein dürfte. Man merkt besonders hier, dass die Schauspieler extrem gut ausgelegt waren. Allen voran natürlich Chris Hemsworth als Thor und Mark Ruffalo als Hulk. Aber auch Tom Hiddleston als Loki macht seine Sache wieder sehr gut. Den Vogal auf Sakaar schießt aber dennoch Jeff Goldblum als der Grandmaster ab. Seine Darstellung - das kann man kaum anders sagen - fetzt einfach. Kurz und gut: der Sakaar-Abschnitt, der auch den größten Teil des Streifens einnimmt, ist einfach optisch brillant mit vielen schönen Ideen, kurzweilig, spaßig und damit einfach perfekt.


Dennoch geht es ja nicht um Sakaar, sondern um Thor und seinen weiteren Werdegang. Bei dem, was im Voraus schon bekannt war, bot der Film dahingehend doch noch ein paar kleine Überraschungen. Die Geschichte rund um Odin wurde sehr gut aufgelöst und auch Hela, gespielt von der wunderbaren Cate Blanchett, fügt sich unerwartet solide in das "Thor"-Universum ein. Die Schurkin und ihre Motivation ist zwar auch diesmal erneut recht durchschnittlich geraten, ihre Vergangenheit und Geschichte wurde allerdings gut integriert. In diesem Zusammenhang ist vor allem überraschend, was alles nicht passiert ist. Im Vorfeld wurde mal wieder viel spekuliert und am Ende ist der Zuschauer doch erstaunt, wie die Handlung von "Thor: Ragnarok" verlief. Hervorzuheben ist hierbei ebenfalls, dass die Figur Thor nahezu perfekt umgesetzt wurde. Einen besseren Thor gab es nur selten. Seine Actionszenen sind gut und Chris Hemsworth konnte noch nie so viel aus seinem Charakter herausholen - trotz kurzer Haare (die übrigens hervorragend passen).


Ein paar Kritikpunkte gibt es natürlich dennoch. Zum einen ist der Soundtrack von Mark Mothersbaugh recht unauffällig, bis auf die bekannten Themen aus "Avengers: Age Of Ultron" oder dem Titelgebenden Stück aus "Thor". Abgesehen vom überaus prominent (aber imemr passend) eingesetzten "Immigrant Song" von Led Zeppelin lässt einen der Score eher kalt. Außerdem endet die Musik oft sehr abrupt und das fühlt sich einfach etwas seltsam an. Es gibt hier auch kein richtiges Main-Theme. Einzig positiv ist, dass der Score oft an elektronische Klänge von Daft Punk und irgendwie sogar entfernt an "Tron: Legacy" erinnert. Zum anderen schockiert etwas, wie man mit bereits bekannten Nebenfiguren und Thors Mitstreitern umgegangen ist. Jane und die tapferen Drei – das war leider zu lieblos.


Ansonsten ist das Filmerlebnis natürlich sehr abhängig von dem, was man erwartet. Die ganz große Überleitung zu "Avengers: Infinity War" ist "Thor: Ragnarok" nicht geworden, auch wenn man viele Elemente aus anderen Filmen des MCUs integrierte, um hier einen besseren Flow und eine gute Kontinuität aufzubauen. Da überrascht auch der kurze, aber sehr coole Auftritt von Benedict Cumbatch als "Doctor Strange", der sich schon in den After-Credits seines Films andeutete. Auch wenn das Ende schon in die Richtung "Infinity War" geht und entsprechend offen gehalten wird, stand der Abschluss der "Thor"-Trilogie mehr im Fokus und dieser ist phantastisch gelungen. Zu loben sei hier nochmal die Konsequenz des Endes, aber auch von anderen Szenen. Die zwei After-Credits-Szenen waren okay, aber eben nicht die großen "Eye-Opener". Die erste lässt die Spekulationen eigentlich erst so richtig losgehen (im Hinblick auf "Avengers: Infinty War"). Letztere ist dann aber wieder nur ein kleiner Gag zum Schluss.

Ob "Thor: Ragnarok" der beste "Thor"-Film ist, kann man nur schwer beantworten. Besser als "Thor: The Dark World" definitiv, aber "Thor" hat mit seiner mythologisch respektvollen und episch inszenierten Art schon mehr "Thor"-Feeling gehabt. "Thor 3: Ragnarok" ist ein MARVEL-Film, der genau weiß, wann er die Lächerlichkeit mit offenen Armen willkommen heißen sollte - was aber auch die Latte für die nächste MARVEL-Unterhaltung extrem hoch legt. Dafür überzeugt Thors letzter Solofilm aber natürlich mit dem Ensemble rund um Hulk, Korg, Grandmaster und Hela. Das überwiegt, um den dritten Ausflug knapp zum Besten Teil der Trilogie zu machen. Noch ein wenig mehr Ernst und mehr epische Augenblicke hätten "Thor: Ragnarok" leicht zu einem noch viel besseren Vertreter unter den Comic-Verfilmungen machen können.

8,5/10

Eines noch in eigener Sache: die dubiose Aussage seitens des Vertriebs, "(...) man könne den (englischen) Originaltitel nicht verwenden, weil es bereits einen deutschen Film namens "Ragnarok" gäbe", ist beliebig unglaubwürdig. Der deutsche Titel ist einfach nur dämlich. Punkt. Disney Deutschland tät gut daran, seine Taglines niveauvoll anzupassen oder diese einfach im O-Ton zu belassen. Selbstverständlich tut eine solche Tagline dem Filmspaß keinen Abbruch, aber so ein hahnebüchener Unsinn bringt doch viele (gerade Fans) zum Kofschütteln und wurde zuletzt bei "Thor: The Dark World" (deutsche Übersetzung: "Thor: The Dark Kingdom") verzapft.

Bei zavvi UK gab es den Film in 4K von WALT DISNEY Studios Home Entertainment im limitierten Steelbook. 

Quellen
Inhaltsangabe: Marvel / Disney

Sonntag, 29. Oktober 2017

Silver Bullet - Der Werwolf von Tarker Mills (1985)

http://www.imdb.com/title/tt0090021/

Tarker Mills ist eine typische, verschlafende Kleinstadt im Nordosten der USA. Hier ist die Welt noch in Ordnung - zumindest bis eine bestialische Mordserie die Anwohner in Aufruhr versetzt. In einer Vollmondnacht im Januar beginnt es: Mehrere grausam zugerichtete Leichen werden gefunden, aber keinerlei Hinweise auf den Mörder. Die Polizei vermutet einen psychopatischen Serienkiller, doch der an den Rollstuhl gefesselte Marty Coslaw (Corey Haim) hat einen ganz anderen Verdacht. Der Elfjährige vermutet, dass ein leibhaftiger Werwolf sein Unwesen in ihrem beschaulichen Städtchen treibt! Die Ereignisse in den folgenden Vollmondnächte sollen ihm recht geben, doch niemand will dem Jungen glauben. Zusammen mit seiner Schwester Jane (Megan Follows) macht sich Marty auf die Suche nach dem Untier...

Allgemein wird den Verfilmungen der Geschichten von Stephen King fast pauschal eine mindere Qualität attestiert. Wie oft wird moniert, dass die Filme - bis auf wenige Ausnahmen - unbrauchbar sind. Selbstverständlich müssen die meisten Filme leicht isoliert von der literarischen Quelle betrachtet werden, ein Film kann einem Buch im seltensten Fall das Wasser reichen, allein was Ausführlichkeit und Charaktertiefe angeht. Manchmal lässt sich das nicht ausklammern, besonders wenn die Ursprungsgeschichte gerade dadurch erst ihre Klasse bezog, aber das muss nicht immer der Fall sein. Man könnte also behaupten, "Der Werwolf von Tarker Mills" hat den Vorteil, nicht auf einem der großen Klassiker Kings zu beruhen, sondern auf einer seiner zahlreichen Kurzgeschichten, die inhaltlich nicht unbedingt zu seinen Meisterstücken zählen. Die Fallhöhe und Ansprüche sind geringer, am mangelnden Transfer von psychologischer Komplexität kann man kaum scheitern. Selbst der Drehbuchautor Stephen King nicht, der später noch eindrucksvoll beweisen sollte, wie riesig der Unterschied zwischen einem guten Roman- und Skriptautor doch ist. Bei "Der Werwolf von Tarker Mills" gelingt es King aber doch seiner eigenen Stimmung treu zu bleiben und ein funktionelles Drehbuch zu verfassen, das natürlich keine höheren Ansprüche zu bedienen hat, aber seinen Zweck erfüllt und dazu noch anständig umgesetzt wurde.

Überraschenderweise von einem Neuling, Daniel Attias, der nach seinem Spielfilmdebüt nur noch als Serienregisseur aktiv sein sollte. Dies ist sein bis heute einziger Kinofilm, der durchaus kompetent inszeniert ist. Er verfügt über dieses typische Stephen-King-Flair: eine verschlafene Kleinstadt, deren heile Welt aufgerüttelt wird vom übernatürlichen Bösen, das sie heimsucht. Mit leichten Coming-of-Age-Anteilen versehen gleicht "Der Werwolf von Tarker Mills" einer (nicht kindgerechten) Gute-Nacht-Geschichte, einem Märchen, in dem die belächelten Außenseiter in Person des behinderten Marty (Corey Haim) und seines versoffenen Onkel Red (Gary Busey) sich dem entgegenstellen, was ihre Gemeinde in Vollmondnächten dezimiert. Die Figuren sind einfach, aber sympathisch skizziert und vor allem gelingt Attias eine homogene Abstimmung aus trügerischer Idylle und stimmungsvollen Schreckensmomenten. Wenn er seine Kreatur zuschlagen lässt, dann gerne ohne Samthandschuhe und clever in Szene gesetzt. Masken und Effekte sind für eine kleinere 80er-Produktion gut gemacht, werden trotzdem nicht über Gebühr strapaziert, um doch negativ auffallen zu können. Man sieht genug, aber nicht zu viel, die Mitte treffsicher erwischt.

Auf seine schlichte Art und Weise gelingt es dem Streifen seine Spannung und Atmosphäre schnell aufzubauen und kontinuierlich zu halten, ohne dabei in höhere Gefilde vorzustoßen. Das braucht er auch nicht. Es ist einer dieser Filme, die so wie sie sind ganz einfach gut funktionieren und durch ihre liebevolle Umsetzung überzeugen. Das Finale fällt leider zu hastig und dünn aus, sonst kann sich das schon sehen lassen. Etwas "Stand by Me", etwas mehr "The Howling", ein guter Cast (u.a. noch Everett McGill oder Terry O’Quinn) und eine angenehme Grundstimmung schnüren ein nettes Paket zusammen, dass auch ohne (aber besonders mit) 80er-Nostalgie anständig anzusehen ist.

7/10

Von KOCH Films/STUDIOCANAL erschien der Film im limitierten Mediabook. Dieses beinhaltet den ungeschnittenen Film auf Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial. 

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films/Studiocanal

Freitag, 27. Oktober 2017

El Cuerpo - The Body - Die Leiche (2012)

http://www.imdb.com/title/tt1937149/

Der Wächter eines Leichenschauhauses ist verunglückt und liegt komatös im Krankenhaus. Inspektor Jaime Peña (José Coronado) wird von den ermittelnden Behörden herbeigerufen, um aufzuklären, was geschehen ist. Schnell wird klar, dass der Nachtwächter vor etwas Unbekanntem geflohen ist und sich dabei verletzte. Doch damit beginnt der Fall erst, denn in der gleichen Nacht ist der Leichnam der wohlhabenden Geschäftsfrau Mayka Villaverde (Belén Rueda) spurlos verschwunden. Erste Indizien führen Inspektor Peña zu dem Witwer Álex Ulloa (Hugo Silva) und seiner Geliebten Carla (Aura Garrido). Hat der junge Mann zuerst seine reiche Frau getötet und anschließend bemerkt, einen Fehler begangen zu haben, weshalb er eine Obduktion verhindern musste? Möchte ihm jemand einen Streich spielen? Oder hat es Inspektor Peña tatsächlich mit übersinnlichen Kräften und einer wandelnden Toten zu tun?

Ein Mann ermordet seine ältere Ehefrau, um ihr Geld zu bekommen und um eine Beziehung mit einer jungen Studentin anfangen zu können. Die Leiche der Frau verschwindet aus dem Leichenhaus. Der Mann gerät zunehmend in Verdacht, seine Frau ermordet zu haben. Es spielen sich weitere, ungeklärte Vorfälle ab, so taucht zum Beispiel das Fläschchen auf, mit dem er seine Frau vergiftet hat. Er glaubt so langsam, dass seine Frau alles gewusst hatte, und ihren Tod nur fingiert hat und die Auflösung ist dann jedoch sehr überraschend. "El Cuerpo" überrascht also durch die eher unkonventionelle Story und ist ein spannender und wenig vorhersagbarer und überraschend plausibler Krimi.

Gekonnt lässt Oriol Paulo den Zuschauer selbst darüber lange im Dunkeln, ob sein Werk ein Psycho- oder ein Mystery-Thriller ist. Die Vorgeschichte wird in Rückblenden erzählt, die den Charakter der Frau herrlich beleuchten. Was besonders gefällt, ist ihr derber Sinn für Humor, der sogar für einige unerwartete Lacher gesorgt hat. Wer allerdings von dieser Art Humor wiederholt getroffen wird, hat weniger zu lachen. Der Plot spielt mit der Wahrnehmung des Zuschauers und legt falsche Fährten, die aber nicht in Logiklöcher münden, wie man es häufig bei Filmen dieser Art sieht. Bis zur Mitte macht "El Cuerpo" alles richtig, verpasst es aber dann, die Spannungsschraube weiter anzuziehen. Stattdessen beginnt er, u.a. einen Nebencharakter und dessen ohnehin schon recht klare Beziehung zum Witwer zu beleuchten, was nicht nötig gewesen wäre. Aber Oriol Paulos raffiniert konstruierter, wie auch gekonnt inszenierter Mystery-Ermittlungs-Thriller besticht durch seine unvorhersehbare und mit Grusel-Elementen gespickte Handlung, die bis hin zur genialen Auflösung zu fesseln vermag.

8/10

Von OfDb Filmworks erschien der Film im Mediabook. Die Auflage ist stark limitiert. 

アウトレイジ ビヨンド - Autoreiji Biyondo - Outrage Beyond (2012)

http://www.imdb.com/title/tt1724962/

Der einflussreiche Yakuza-Clan Sanno wird von den beiden skrupellosen Männern Kato (Tomokazu Miura) und Ishihara (Kase Ryo) geführt, die auch in der Welt der Politik kräftig mitmischen wollen. Doch der Polizist Kataoka (Kohinata Fumiyo) versucht, dies zu verhindern, indem er einen Konflikt zwischen dem Sanno-Clan und den Hanabishi-Yakuza heraufbeschwört, an deren Spitze Fuse (Shigeru Koyama) und seine loyalen Killer Nishino (Nishida Toshiyuki) und Nakata (Sansei Shiomi) stehen. Kataoka heizt die Situation zusätzlich an, als er arrangiert, dass das einst von Ishihara verratene ehemalige Sanno-Mitglied Otomo (Takeshi Kitano) aus dem Gefängnis entlassen wird und er diesen zusammen mit seinem alten Feind Kimura (Hideo Nakano) auf beide Clans loslassen will. Doch obwohl der scheinbar geläuterte Otomo sich zunächst weigert mitzuspielen, gerät die Situation schon bald vollkommen außer Kontrolle.

Mit seinem Film "Outrage" kehrte Takeshi Kitano nicht nur zum Yakuza-Genre zurück; der äusserst brutale Film über einen Machtkampf rivalisierender Mafia-Clans wurde in Japan auch sein grösster kommerzieller Erfolg seit "Zatoichi". Grund genug für den Kult-Regisseur, sich erstmals einem Sequel zu widmen. Nachdem die Dreharbeiten wegen des Erdbebens in Japan 2011 um ein Jahr verschoben wurden, wird die Geschichte von Otomo im zweiten Teil "Outrage Beyond" weiter gesponnen. Doch leider ist "Outrage Beyond" nicht mehr so wunderbar versponnen und teilweise absurd inszeniert wie seine frühesten Filme, aber er ist immer noch voll explodierender Dynamik und einer (gefährlich) ruhigen Darstellungsweise.

Die Gewaltexzesse aus "Outrage" werden leider auch nicht mehr wiederholt. Der Bodycount ist immer noch hoch, aber meist wird schlicht erschossen - meist mehrere Gangster auf einmal, mit so vielen Schüssen wie es halt braucht, bis keine Glieder mehr zucken. Nur eine besonders perfide Exekution mit einer automatischen Baseball-Wurfmaschine wirkt noch wie ein brutaler Nachhall aus dem Vorgänger. Diese gilt einem Herrn, mit dem Otomo noch eine Rechnung offen hatte. Ansonsten setzt Takeshi Kitano diesmal auf verbale Gewalt - was für des Japanischen Nichtkundige etwas unspannender ist, da sich den halben Film über Männer in Kravatten in unterschiedlicher Lautstärke anschreien; meist wegen fehlenden Respekts gegenüber Amtsälteren oder Ranghöheren und mit - so ist zu vermuten - allen Schimpfwörtern, welche die japanische Sprache zu bieten hat. Aber auch dies ist weitaus zahmer als noch bei "Outrage", sodass sich bald das Gefühl einstellt, dass Kitano den Biss verloren hat.

Takeshi Kitano als Otomo taucht erst spät im Film auf und wirkt für die Rolle des Übermenschen unter den Yakuza mittlerweile auch ein wenig zu alt. Aber Totgesagte leben ja bekanntlich länger und für einen, der sich am Ende des ersten Teils mit einem Messer im Körper verabschiedet hat, wirkt Kitano ziemlich vital - und zeigt den japanischen Clans, die eigentlich auf ihn aufpassen sollten, wer der wahre Meister ist. Die Oberhand hat am Ende immer noch Otomo. Kurz und gut: die Geschichte entwickelt sich weiter und dennoch fällt Kitano nicht mehr viel zur Yakuza-Thematik ein. Sein "Outrage Beyond" ist sauber durchgeführte Imagepflege, die nicht mehr ganz so sehr mitreißt und klar ein Dasein im Schatten seiner vergangenen Filme fristet. 

6,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film nun endlich auch hierzulande in HD in einem tollen Mediabook: 

Universal Soldier: Regeneration (2009)

http://www.imdb.com/title/tt1288403/

Zwei der gefährlichsten Technologien befinden sich in der Hand von Terroristen! Ihnen ist es gelungen, die neusten Universal-Soldier-Modelle (NGU) zu erschaffen und damit das Kernkraftwerk in Tschernobyl zu besetzen. Jetzt fordern sie die Freilassung von 112 politischen Gefangenen und drohen mit der Sprengung des dritten Reaktors und einem neuerlichen Super-Gau. Die Einnahme des Geländes scheitert an einem unüberwindlichen NGU (Andrei Arlovski), der sämtliche UniSols der Regierung im Kampf zerstört. Nun kann es nur noch der Universal Soldier Luc Deveraux (Jean-Claude Van Damme) richten. Der muss aber feststellen, dass sein Erzfeind zurück ist: Andrew Scott (Dolph Lundgren)...

"Universal Soldier: Regeneration" ist noch nicht ganz das brachial-verstörende Inferno wie der Nachfolger "Universal Soldier: Day Of Reckoning", doch auch hier blitzt John Hyams' Talent als Regisseur bereits mehr als deutlich hervor. Der Streifen ist ein unglaublich düsterer, harter und depressiv-nihilistischer Action-Reißer. Was man dem Film am meisten ankreiden muss, ist sein formelhaftes C-Movie-Handlungsgerüst (Terroristen nehmen Geiseln, stellen Forderungen und drohen mit Bombenanschlag mitsamt nuklearem Super-GAU). Ansonsten punktet er aber vor allem durch die wahnsinnig starke Atmosphäre. Hier gibt es keine pseudo-coolen One-Liner oder stylische Kills zu bestaunen. Die anrückenden Soldaten werden von übermenschlichen Kampfmaschinen mit Kugeln durchsiebt oder ihnen wird in langen Einstellungen förmlich das Leben aus dem Körper geprügelt. Dazu passt auch der karge, triste Ostblock-Look, in dem der Streifen gehalten ist.

Die Helden der alten Garde, allen voran Van Damme, sind hier desillusioniert, verbraucht, müde und ihr Einsatz im Gefecht wird lediglich mit künstlichen Mitteln hervorgerufen. In fast schon philosophischen Ansätzen wird hier raues Action-Feuer mit Diskursen über den freien Willen und das menschliche Dasein angereichert, hinzu kommt die souveräne Regie von Hyams, der hier mit tollen Kameraeinstellungen, teilweise sogar Plansequenzen und dem intensiv-brummenden Soundtrack glänzt. Neuzugang und Mixed Martial Arts-Fighter Andrei Arlovsky entwickelt mit seiner stoischen Mine und der brachialen Körperlichkeit eine unheimliche Präsenz, Dolph Lundgren wirkt ein wenig zu steif und lustlos (auch wenn das bei ihm vermutlich immer so ist) und vor allem Jean-Claude Van Damme hat im höheren Alter durch sein verbrauchtes, zerfurchtes Gesicht schauspielerisch überraschendes zu bieten und fügt sich perfekt in den niederschlagenden Erzählton ein. Für "Universal Soldier: Regeneration" gilt mit Abstrichen dasselbe wie für "Day Of Reckoning". Eine egentlich öde C-Movie-Action wird durch die tolle Regie von John Hyams zu einer Dampf-Walze, die mit ihrer unerbittlichen Härte und der depressiven Atmosphäre einfach fasziniert.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Studiocanal

Bastille Day (2016)

http://www.imdb.com/title/tt2368619/

Der Bastille Day, der 14. Juli, ist der französche Nationalfeiertag. Agent Sean Briar (Idris Elba) ist allerdings wenig nach feiern zumute. Seine letzte Mission als CIA-Spezialagent im Irak und in Syrien ist furchbar schief gelaufen und nun wurde er an einen Schreibtisch in Paris versetzt. Erst ein Terroranschlag bringt wieder Aufregung in Seans Job: In der Pariser Metro ist eine Bombe detoniert, und Sean macht sich daraufhin auf die Suche nach dem einzigen Verdächtigen: dem Taschendieb und Trickbetrüger Michael Mason (Richard Madden). Er soll den jungen Amerikaner verhören und danach dezent verschwinden lassen. Nachdem Sean Michaels Geschichte gehört hat, kommen ihm allerdings Zweifel, ob der Taschendieb tatsächlich der Schuldige ist. Michael erzählt ihm nämlich, dass er einer jungen Französin, Zoe Naville (Charlotte Le Bon), ihre Handtasche gestohlen, ihr Geld eingesteckt und die Tasche (mit der Bombe, von der er nichts wusste) anschließend in einem Abfalleimer nahe der Metro entsorgt hat. 24 Stunden lang jagen die zwei am Bastille Day quer durch die französische Hauptstadt, um den wahren Strippenzieher ausfindig zu machen, denn die Anschläge sind noch nicht zu Ende...

"Bastille Day" von James Watkins hatte im Sommer 2015 einen denkbar schlechten Starttermin in Frankreich. Reale Ereignisse zwangen dem Actionthriller einen politischen Kontext auf, der in dieser Form sicher niemals intendiert war. Ein Terroranschlag im Herzen von Paris? Maximale Sicherheitsstufen bei allen Behörden? Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte auf den Strassen? Leider kam das vielen nur allzu bekannt vor. Das der Film letztlich überhaupt keinen terroristischen Hintergrund hat, spielte offenbar keine Rolle bei der Entscheidung, den Kinostart nach hinten zu verlegen, sämtliche Werbemaßnahmen einzustellen und letztlich dann doch den Film nach wenigen Tagen wieder aus den Kinos zu nehmen. Dabei wird es Bastille Day nun wirklich nicht gerecht, ihn lediglich auf diesen Aspekt zu reduzieren, der zudem niemals im Sinne seiner Macher war, und auch unmoralisches Kalkül lässt sich nicht unterstellen, war das Skript doch lange fertig, bevor es von der bedauerlichen Realität eingeholt wurde.

"Bastille Day" ist ein schnörkellos und geradlinig erzählter Actionthriller, der in seiner Inszenierung erfrischend altmodisch daherkommt und von der ersten Minute an aufs Gaspedal drückt. In hohem Tempo hetzt Watkins seine beiden Protagonisten von Schauplatz zu Schauplatz und versteht es dabei, Paris als Setting gelungen in Szene zu setzen. Der Film hält sich nie zu lange an einem Ort auf, lässt seine Figuren ständig in Bewegung bleiben und dank der mit knapp 90 Minuten überschaubaren Laufzeit ist alles, was passiert auch immer relevant für die Handlung und ins Leere führende Nebenschauplätze gibt es nicht. Auf der Handlungsebene darf man zwar keine Innovationen erwarten und "Bastille Day" kann seinem Genre sicher keine neuen Impulse verleihen, aber das Drehbuch gibt sich immerhin so wendungsreich, dass der Zuschauer mühelos bei der Stange gehalten wird. Zudem ist die Action ganz hervorragend in Szene gesetzt und mehr auf druckvolle Nahkämpfe und den einen oder anderen Shootout ausgerichtet, größere Explosionen sucht man hier vergeblich. Ein früher Höhepunkt ist zweifellos die Verfolgungsjagd zwischen Briar und Mason über den Dächern von Paris. Idris Elba ist in Topform, verkörpert den wortkargen wie schlagkräftigen CIA-Agenten ganz hervorragend und spendiert dem Film eine enorme körperliche Präsenz. Richard Madden dagegen, den meisten wohl als Robb Stark in der Serie "Game Of Thrones" bekannt, spielt seinen Michael Mason ähnlich glaubwürdig charmant wie verschlagen mit einem Hauch von Überheblichkeit. Auch die Chemie zwischen den beiden stimmt vollkommen und das Potential der Reibung zwischen dem trickreichen Taschendieb und dem knallharten Agenten wird gelungen ausgenutzt, ohne das der Film jemals Gefahr läuft in komödiantische Gefilde abzudriften.

"Bastille Day" ist ein gelungener und unterhaltsamer Actionthriller, der zwar keine Innovationspreise wird gewinnen können, aber vor allem durch seine erfrischend geradlinige Erzählstruktur und herrlich altmodisch inszenierte Action zu glänzen weiß. Ein hervorragend aufgelegtes Protagonisten-Duo rundet diese Schnitzeljagd quer durch Paris dann letztlich wunderbar ab, welche klassische Motive des Agententhrillers mit der visuellen Wucht des modernen Actionkinos kombiniert. So einfach kann Action-Kino sein. Zur Meisterschaft fehlt noch ein kleines Stück, aber Watkins kann ja noch wachsen.

7/10

Von STUDIOCANAL erschien der Film im limitierten Steelbook:

Donnerstag, 26. Oktober 2017

[KINO] Jigsaw (2017)

http://www.imdb.com/title/tt3348730/

Der Killer Jigsaw alias John Kramer (Tobin Bell) ist seit über zehn Jahren tot. Dennoch tauchen auf einmal immer mehr Leichen überall in der Stadt auf, die alle auf grässliche Weise zu Tode gekommen sind. Als die Ermittlungen beginnen, wird schnell klar, dass bei der Vorgehensweise der Morde alles auf das tote kriminelle Genie und den alten Bekannten hindeutet, das so oft im Hintergrund die Strippen gezogen hatte:
John Kramer. Ist der Jigsaw-Killer zurück? Oder steckt ein anderer hinter den Morden? Ist einer seiner Schüler zum Lehrer geworden und führt Jigsaws Erbe fort? Die Spiele haben begonnen...

Als sich James Wan und Leigh Whannell den ersten "Saw"-Film - und das war im Jahr 2004 - erdachten, hatten sie sicherlich nicht damit gerechnet, dass dies der Auftakt zu einem der erfolgreichsten Horror-Franchises der jüngeren Kinogeschichte werden würde. Es ist sowieso verwunderlich, dass glatte sieben Teile der Reihe existieren, denn aufmerksamen Zuschauern und Fans der Reihe dürfte nicht entgangen sein, dass der Jigsaw-Killer eigentlich seit "SAW III" nicht mehr existiert. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle möglichen und unmöglichen Versuche seitens der Macher ins Kalkül gezogen um die Reihe fortzusetzen, selbst wenn man dabei alle Logik über Bord warf. Aber gerade dieser letzte Umstand schießt "Jigsaw" gewaltig ins Knie. Denn was macht man, wenn der Haupt-Antagonist einer sehr erfolgreichen Filmreihe aus dem Leben scheidet und man ihn zurück bringen will? Genau. Man verpasst ihm einen ähnlich wahnsinnigen Lehrling, spielt mit Zeitebenen und baut unzählige Flashbacks rein, um Jigsaws Vorgeschichte unnötig aufzublähen und sogar ins Absurde zu ziehen. Das wurde mit jedem neuen Film nach "SAW III" jedoch problematischer, Jigsaw irgendwie in die Handlung reinzuzwängen und seine Screentime wurde von Mal zu Mal immer kürzer. 

Auch in "Jigsaw" spielt der Namensgeber eine Rolle, doch leider ist diese so ungeschickt eingebaut, dass man als Zuschauer bereits nach dem Fund der zweiten Leiche weiß, wohin der Hase (erneut) läuft. Noch schlimmer ist aber, dass man den Lehrling beinahe sofort identifiziert, denn wo uns das gesamte "SAW"-Franchise ab Teil IV immer wieder versuchte in die Irre zu führen, lief es doch letztendlich auf den einen, eigentlich unmöglichen Killer hinaus. Und dieses Konzept lässt auch "Jigsaw" nicht unter den Tisch fallen. Dabei hätte man hier neue Wege gehen können, doch die Spierig-Brothers, welche als Regisseure fungierten, entschlossen sich, lieber auf altbewährten, aber ausgetretenen Pfaden zu wandeln. Wieder sind es eine Handvoll Menschen, die allesamt ein jeweils schreckliches Geheimnis haben und nun zusammenarbeiten müssen, um den fiesen Fallen des Täters zu entkommen. Diese sind aber längst nicht mehr so fies wie die Fallen zuvor, obwohl natürlich auc Blut fließt und der ein doer andere recht eklige Effekt zu bewundern ist. Gerade die "Laser Neck-Trap" bietet einen schönen Goreffekt, aber auch die "Bike-and-Swirl"-Trap verrichtet "ordentliche Arbeit". Aber gelegentlich kommt bei den Fallen-Szenen sogar echte Spannung auf, die spätere Sequels der Reihe vermissen ließen. Leider hat man aber das Gefühl, dass trotz der FSK18-Freigabe an diversen Stellen gekürzt wurde, um eben dieses Rating zu erhalten. Im direkten Vergleich zu den Unrated Versionen des "SAW"-Franchises ist "Jigsaw" tatsächlich eher harmlos, wenngleich auch zeigefreudiger als so manch anderer Horrostreifen der letzten Jahre. 

Deutlich uninteressanter wird es immer, wenn die Handlung von den Spielen zu den Ermittlungen im Fall von Jigsaws neuer Mordserie wechselt, denn die klischeehaften Polizisten und Pathologen sind genau so uninteressant und austauschbar wie die Opfer des Serientäters, nur dass sie nicht den Bonus haben, in regelmäßigen Abständen zersägt, aufgespießt oder zerrissen zu werden. Um der klassischen "SAW"-Bauplan treu zu bleiben, beinhaltet "Jigsaw" neben einfallsreichen Fallen und solider Härte auch diverse Twists, die sich zuspitzen, wenn die hier hier sehr vorhersehbaren Handlungsstränge gegen Ende zusammenlaufen. Seinen Höhepunkt erreicht Jigsaw jedoch, wenn Tobin Bell endlich die Bühne betritt und binnen weniger Sätze die Zuschauer daran erinnert, dass er immer noch das Herz der Reihe. Da er sein Gesicht nicht hinter einer Maske versteckt, ist er schauspielerisch gefordert und schafft es wieder einmal durch Ruhe, Bedrohlichkeit auszustrahlen.

Die Spierig-Brüder haben mit "Jigsaw" die Reihe damit nicht neu erfunden, sondern vielmehr einen Film inszeniert, der ganz im Geiste seiner Vorgänger steht. "Jigsaw" ist trotz diverser Querverweise und Hommagen an die früheren Filme so ausgelegt, dass auch Neueinsteiger sich zurechtfinden könnten. Aber das einige rückwirkende Ergänzungen der Vorgeschichte geradezu haarsträubend sind, eindimensionale Kanonenfutter-Charaktere ihre Rollen herunterspielen und der finale Twist schon meilenweit im Vorfeld gerochen werden kann, machen "Jigsaw" zu einem sehr mittelmäßigen Teil der Reihe. Da kann man nur hoffen, dass nun wirklich Schluss ist.


5,5/10

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Super Dark Times (2017)

http://www.imdb.com/title/tt5112578/

Zach (Owen Campbell) und Josh (Charlie Tahan) sind beste Kumpels, die in den 90er Jahren in einem idyllischen, aber auch recht ereignislosen New Yorker Vorort aufwachsen. Die beiden sind unzertrennlich und fristen ihr Dasein hauptsächlich damit, mit BMX-Rädern durch die Gegend zu gondeln, Videospiele zu spielen und ihre Klassenkameradin Allison (Elizabeth Cappuccino) anzuschmachten. Als sie eines Nachmittags mal wieder auf der Suche nach Zerstreuung sind, ziehen sie gemeinsam mit ihren Mitschülern Daryl (Max Talisman) und Charlie (Sawyer Barth) und dem Samuraischwert von Joshs älterem Bruder im Gepäck in den Wald, um dort Milchkartons zu durchtrennen. Doch kommt es dabei zu einem tragischen Unfall, nach dem die Freundschaft zwischen Josh und Zach plötzlich nicht mehr das ist, was sie einmal war...

"Coming-of-Age"-Filme sind ja aktuell wieder voll im Trend. Und auch Serien über Jugendliche, wie zum Beispiel die im Juli 2016 vom Streamingdienst Netflix produzierte Serie "Stranger Things", die ihre Geschichte mit Horror- und Mysteryelementen garniert und so zum Überraschungshit wurde, flimmern über viele heimische Bildschirme. Der aktuelle Kinohit "Es" oder die Serie "Twin Peaks", die im Frühjahr 217 eine Renaissance erfuhr, spielen ebenfalls in dieser Liga. Und auch "Super Dark Times" von Kevin Phillips, welcher mit diesem Streifen sein Spielfilmdebüt abliefert, ist ähnlich gelagert. Eine etwas merkwürdige Einleitungsszene gibt die düstere Stimmung vor, die den Zuschauer für die kommenden einhundert Minuten lang begleiten wird, aber schnell wird dies beiseite geschoben und eine humorvolle Jugendgeschichte gezeigt. Die atmosphärische Inszenierung, sowie gute Dialoge sorgen dafür, dass man schnell in die Welt der Teenager eintauchen kann. Sie sind beste Freunde. Immer sieht man Zach (Owen Campbell) und Josh (Charlie Tahan) zusammen. Sie gehen zusammen zur Schule, verbringen ihre Nachmittage in dem New Yorker Vorort damit, nicht wirklich etwas zu tun und träumen davon, der hübschen Allison (Elizabeth Cappuccino) irgendwie näherzukommen. Und da sind da noch zwei weitere Jungs, die sich an ihre Fersen heften: Daryl (Max Talisman) und Charlie (Sawyer Barth). Die gemeinsame Zeit der Vier ist tatsächlich aufregend, wenn auch bald auf weniger schöne Weise: sie bekommen sich mächtig in die Haare, als sie den Kram von Joshs älterem Bruder durchwühlen und als dieser Streit eskaliert, ändert sich für sie alles; selbst die Freundschaft zwischen Zach und Josh wird auf eine harte Probe gestellt.

Dabei kann doch schon die Zeit als Jugendlicher ein ständiger Albtraum sein: dauernd muss man sich in der Schule mit Dingen befassen, die keinen Menschen interessieren, alles ist irgendwie schwierig, der Körper bekommt seinen eigenen Kopf, von dem aufregenden Ding, der die erste große Liebe ist, mal ganz zu schweigen. Aber selten war der Albtraum wohl derart wörtlich zu verstehen wie bei "Super Dark Times". Nur dumpf gesprochen wird während der ersten Momente, keiner weiß so recht, wie er mit der Eingangssituation umzugehen hat. Und diese Situation wird später ganz ähnlich sein, auch wenn der Film erst einmal sehr harmlos anmutet. Zach und Josh stellen sich dem Publikum vor, indem sie durchs Jahrbuch der Schule blättern, überlegen, wer von den Mädels am hübschesten ist und wer an welchem Ort es wem besorgen würde. Das ist zum Fremdschämen peinlich, aber eben auch typisch für Jungs in dem Alter, die das erste Mal so richtig in den Hormonstrudel geraten. Allgemein zeigt Phillips ein geradezu unheimliches Gespür für die authentische Darstellung von Jugendlichen. Auch wenn die Rollen eher typisch klar verteilt sind - der Nette, der Außenseiter, der Dicke, der Nerd - hat man nie den Eindruck, eine bloße Drehbuchkreation vor sich zu haben. Die Art und Weise, wie sie miteinander reden, gern cooler wären als sie sind, im entscheidenden Moment dann aber doch versagen, das macht sie auf eine sehr sympathische Weise menschlich. Auf den Punkt gespielt von den Nachwuchsdarstellern, absolut authentisch, ist "Super Dark Times" über weite Strecken geradezu ein Musterbeispiel für einen neumodischen Jugendfilm.

Wäre da nicht der tragische Zwischenfall, der alles auf den Kopf stellt. Den Vergleich mit "Stand By Me" kann "Super Dark Times" kaum vermeiden. Er muss ihn aber auch nur bedingt fürchten: wo die Verfilmung der Stephen-King-Geschichte mit der nostalgischen Erinnerung an die 50er spielte, sind es hier die 90er, die den Hintergrund der Geschichte liefern, passender Soundtrack inklusive. Die alternativ angehauchte Musik, welche damals den Mainstream erreichte, unterstreicht das Gefühl, es hier mit Jungs zu tun zu haben, die nicht so ganz in das alles hineinpassen. Keine Außenseiter, nicht wirklich. Aber eben auch keine Jungs, die die Welt im Sturm erobern. Es ist dann fast schon schade, wenn "Super Dark Times" sich später von diesen Elementen löst, um stärker in den Genrebereich einzudringen. Das latente Gefühl der Bedrohung intensiviert sich, die karg-frostige Landschaft wird zunehmend Austragungsort von Angst und Paranoia. Streckenweise ist das spannend, zumal auch da die Figuren im Mittelpunkt bleiben. Die Geschichte einer auseinanderbrechenden Freundschaft hätte die Horroranleihen aber gar nicht gebraucht. Denn auch das gehört zum Aufwachsen dazu, das Verändern, das Auseinanderdriften, die Erkenntnis, dass nicht auf dieser Welt tatsächlich Bestand hat, so sehr man das auch als junger Mensch noch glauben mag. Aber auch wenn die zweite Hälfte des Films nicht an die erste heranreicht, sie ein wenig unkonzentriert umherirrt, so ist das Werk insgesamt doch ein schöner Indie-Tipp, den sich Freunde von Dark Dramas nicht entgehen lassen sollten.

Selbst der Zwischenfall und seine Folgen werden lange Zeit glaubwürdig und nachvollziehbar erzählt, ohne dabei die Spannungsmomente aus den Augen zu lassen. Leider entwickelt sich der Film ein wenig vorhersehbar und überdreht im letzten Akt zudem noch etwas. Dennoch macht die Geschichte so viel richtig, dass die Zuschauer auch während der wenigen schwächeren Phasen nicht verloren gehen. Wie bei einigen vergleichbaren Werken ist auch hier ein gelungenes Casting der Schlüssel zu einem guten Film. Gerade Owen Campbell, der als von seinem Gewissen gebeutelter und bei Frauen äußerst ungeschickter Zach die zentrale Rolle spielt, weiß zu gefallen. Charlie Tahan spielt ordentlich, hätte allerdings etwas subtiler agieren können und Elizabeth Cappuccino deutet als süße Mitschülerin der Protagonisten eine gute Leinwand-Präsenz an, sodass man auf weitere Filme mit ihr gespannt sein darf. Kurzum: bei "Super Dark Times" funktioniert nicht alles. Aber Kevin Phillips legt hier ein beachtliches Erstlingswerk hin. Mit einem Jugenddrama, dass immer mehr die Kurve zum Psychothriller nimmt, zeigt er einen stimmungsvollen Genre-Beitrag, der auch wegen seiner unverbrauchten Darsteller überzeugen kann.

7/10

An dieser Stelle gebührt INDEED Film mein Dank, die mir den Film schon vorab zum Review zur Verfügung gestellt haben. Der Streifen kommt am 17. November als DVD und Blu-ray in die Läden. Von INDEED FILM erschien der Film im "2 Disc Limited Collector's Mediabook".

風雲II - Fung Wan II - The Storm Warriors (2009)

http://www.imdb.com/title/tt1186371/

Lord Godless und sein Sohn Heart sind auf der Suche nach dem Drachengrab. Mit diesem Artefakt sind sie in der Lage, die Macht über China an sich zu reißen. Auf ihrem Feldzug durch das Land haben sie Ausnahme-Kämpfer Nameless seiner Kräfte beraubt und den Kaiser entführt. Nun können sie nur noch von den Kriegern Wind und Cloud gestoppt werden. Doch einer muss sich von Lord Wicked in der Kampfkunst des Bösen ausbilden lassen und kann dabei für immer der dunklen Seite verfallen. Wind wird von Nameless in neue Kampftechniken eingeweiht und Cloud kehrt dem Guten den Rücken zu. Gemeinsam müssen sie nun Lord Godless gegenübertreten. Doch kann Cloud dem Bösen widerstehen und sich mit Wind verbünden...

"The Storm Warriors" ist die lang ersehnte Fortsetzung zu "The Storm Riders". Zwar war der erste Teil an sich nicht wirklich beeindruckend, aber das Potential, das die Comicvorlage von Ma Wing-shing für die große Leinwand liefert, war bereits zu erkennen. Die Spezialeffekte waren seinerzeit allerdings noch nicht ausgefeilt genug, um tatsächlich wahre Begeisterungsstürme auszulösen. Darüber hinaus war die Story überladen mit Charakteren und insgesamt inkohärent zusammengeschustert. "The Storm Warriors" dagegen schafft es wenigstens bezüglich des Visuellen vollständig zufriedenzustellen. Der Rest ist dagegen eigentlich schon als ein Rückschritt zu betrachten. Der Film ist extrem plotarm, die Charaktere unwahrscheinlich platt und der Film als Gesamtes auf eine merkwürdige Art leblos, was durchaus damit zusammenhängen könnte, dass es nur eine Handvoll Schauplätze gibt, die überdies alle am Computer animiert wurden. So hat man sich eine Fortsetzung nicht gewünscht. Die visuelle Kreativität kann nicht für die mangelnden Emotionen und die kaum existente Story entschädigen, und so bleibt "The Storm Warriors" eine optische Augenweide, der leider das Herz fehlt.

Ekin Cheng bekommt in der Fortsetzung mehr Raum als im Vorgänger, der eigentlich schon vollständig von Kwoks Präsenz ausgefüllt war. Kwok ist zwar nach wie vor leichter zugänglich für den Zuschauer, aber Chengs Person ist interessanter. Das liegt daran, dass er diesmal seinen inneren Konflikt mit dem Bösen in sich ausspielen darf. Seine starre Gesichtsmimik hilft ihm sogar, seine Rolle auf subtile Weise zu meistern, auch wenn sich das etwas seltsam lesen mag. Da Cloud zu ungestüm ist, um das Böse in sich unter Kontrolle zu halten, wird Wind ausgewählt, diese Bürde auf sich zu nehmen. Das bringt allerdings mehrere Probleme mit sich. Cloud und Wind scheinen überhaupt nichts mehr mit den Charakteren des ersten Teils gemein zu haben. Nicht dass sie überhaupt ausreichend genug dargestellt wären, um dieses Urteil tatsächlich fällen zu können, aber der Eindruck bleibt dennoch bestehen. In ihrer Charakterentwicklung scheint sowieso einiges ausgelassen worden zu sein. Cloud und Wind scheinen nun gute Freunde zu sein und schon einiges zusammen erlebt zu haben. Nur wird das nirgendwo wirklich zufriedenstellend auf die Leinwand gebracht. Dementsprechend kann der Zuschauer auch emotional kein Band zu ihnen herstellen. Wie sehr der Film gerade auf dieser Linie versagt, zeigt sich vor allem in dem Fakt, dass für den Film ein Storybogen aus dem Comic herausgegriffen wurde, der eigentlich von seiner Emotionalität lebt. Genau dafür wurden auch Second Dream, gespielt von Charlene Choi, und Chu Chu, verkörpert von Tiffany Tang Yan, in den Film geworfen. Ihr Schicksal interessiert oder berührt aber keineswegs, ihre angedeutenen Liebesgeschichten bleiben nicht-existent und sie damit genauso eindimensional wie die restlichen Charaktere des Films. Gerade Simon Yam sticht ins Auge, wenn es darum geht, wie sehr der Film gute Darsteller unterfordert.

Enorm störend ist ebenfalls, dass der Film trotz seines großen Plots, schließlich geht es um die Vereinnahmung Chinas, an einigen wenigen Orten abseits der normalen Welt spielt. Zusammen mit der durchwegs braun-grauen Farbgebung des Films erzeugt das triste, ernste und einsam wirkende Umgebungen, die nicht wirklich zu einer bunten Comicvorlage passen wollen. Aber es gibt auch positive Aspekte. Die Brüder Oxide und Danny Pang haben ein beeindruckendes Gespür für das Visuelle. Das zeigt sich in etlichen Slow-Motion Szenen und auch in einigen eingefrorenen Bildern, die collagetechnisch zusammengefügt wurden, und damit eindeutigen Comic-Charakter haben. Zusammen mit der Farbgebung wirken jene Szenen zwar sehr häufig, als wenn sie aus "300" entliehen worden wären, aber die Brüder Pang lassen auch genügend eigene Ideen einfließen, gerade einige der tollen Spezialattacken seien da erwähnt, die den Film visuell zu einem Genuss werden lassen. 

Es kann somit gar nicht genug erwähnt werden wie sehr der Film auf visueller Ebene punktet, aber umso fader wirken die Story und die Charaktere. Immerhin hat man diesmal auch ein paar "echte" Kämpfe in den Film verbaut, sodass nicht nur auf Drahtseil-Kung Fu und Effektgewitter gesetzt wird. Obwohl das wieder in der Hinsicht revidiert werden muss, dass die Brüder Pang im über halbstündigen Finale etwas zu sehr Wert auf das Einfangen cooler Szenen fixiert sind, sodass diese wiederum etwas zu gestellt wirken. Zusammen mit dem etwas generischen, aber lauten Soundtrack ist "The Storm Warriors" damit eindeutig effektbeladenes Popkorn-Kino, dem die Essenz fehlt.

5/10

Von SPLENDID erschien der Film im limitierten und geprägtem Steelbook:

Nowhere To Run - Ohne Ausweg (1993)

http://www.imdb.com/title/tt0107711/

Dem verurteilten Bankräuber Sam Gillen (Jean-Claude Van Damme) glückt die Flucht aus dem Gefängnis. Auf der Suche nach einem sicheren Versteckt nistet er sich auf der abgelegenen Farm der jungen Witwe Clydie (Rosanna Arquette) ein. Doch die ländliche Idylle täuscht: Die hübsche Frau sieht sich skrupellosem Terror ausgesetzt, da sie sich weigert, ihr Grundstück zu verkaufen. Irgendwann , erschöpft von den Torturen und unter Gewalteinfluss, wird Clydie schließlich eine Unterschrift abgerungen. Doch die erbarmungslosen, profitgierigen Immobilienhaie wollen auf Nummer sicher gehen. Sie wollen die Farm niederbrennen. Doch Sam stellt sich zwischen die wehrlose Frau und das verbrecherische Syndikat. Im Kampf für die gerechte Sache darf er jedoch nicht vergessen, dass auch er vom Gesetz verfolgt wird...

Die Kritiker bezeichneten "Nowhere To Run" im Jahre 1993 als "den besten Van Damme Movie ever". Selbst hierzulande sahnte Van Damme gute Kritiken ab, denn der Stilwechsel vond er alleszermalmenden Killermaschine zum Rächer der Hilflosen kam bei sehr vielen Fans gut an. Wenngleich gerade seine Kicks und die überaus eleganten Kampfszenen für seinen Erfolg verantwortlich sind, so wagte er sich trotzdem in ein neues Territorium und versuchte sich in einer ernstzunehmenden Rolle. Der Erfolg dieses Experiments gab Van Damme Recht. Und obwohl sich viele Fans weitere Filme wie "Ohne Ausweg"vom sogenannten „The Muscles from Brussels“ gewünscht hätten, so blieb er dem reinen Actiongenre überwiegend treu. Gleichwohl folgten aber weitere Dramen mit Action-Elementen, wie z.B. "Until Death"und "JCVD".

Das Cast ist gut besetzt mit Rosanna Arquette, Kieran Culkin, Ted Levine und Joss Akland. Die Regie führte Robert Harmon, der durch "Hitcher - Der Highway Killer" bekannt wurde und hier wie da beweist er Talent: die Kameraführung und auch die ländliche Atmosphäre des Films ist sehr gut eingefangen, die Schauspieler agieren geschickt miteinander und die Story ist zwar einfach gestrickt aber genau das macht den Film auch aus. Eben ein schickes, handgemachtes Werk der 90er ohne CGI. "Ohne Ausweg" ist sicher ein wichtiger Film in Van Dammes Filmographie; er ist anders als alles was er gedreht hat. Leider erntete der Film nicht die Anerkennung, die er verdient gehabt hätte. Und wer schon immer mal Rosanna Arquette nackt sehen wollte...

7/10

Stand By Me - Stand By Me: Das Geheimnis eines Sommers (1986)

http://www.imdb.com/title/tt0092005/

Gordie (Wil Wheaton), Chris (River Phoenix), Teddy (Corey Feldman) und Vern (Jerry O'Connell) sind vier Freunde. Eines Tages beschließen sie, ihren vermissten Mitschüler Ray Brower zu suchen. Der etwas trottelige und dickliche Vern hat zufällig ein Gespräch zwischen seinem Bruder (Casey Siemaszko) und einem befreundeten Mitglied einer ansässigen Gang aufgeschnappt, in dem sich die beiden über den Aufenthaltsort des Jungen unterhielten, der beim Beerenpflücken von einem Zug tödlich erfasst wurde. Mit nur einigen wenigen Cent ausgestattet, machen sich der um Anerkennung ringende Gordie, der exzentrische Teddy, der aus einer kriminellen Familie stammende Chris und der ängstliche Vern auf, um die Leiche zu finden. Während ihres beschwerlichen Weges, der zwei Tage immer entlang den Bahngleisen führt, stolpern die Jungs von einem Abenteuer ins nächste. Ihre Freundschaft wird zunehmend auf die Probe gestellt...

"I was twelve going on thirteen first time I saw a dead human being. It happened in the summer of 1959. A long time ago. But only if you measure in terms of years. I was living in a small town in Oregon called Castle Rock. There were only 1281 people, but to me it was the whole world."

Rob Reiner lässt Richard Dreyfuss als alternden Autoren (unschwer zu erkennen als Stephen King selbst, der die Romanvorlage verfasste) in die zauberhafte Zeit der ersten Freundschaften zurück blicken - eine Zeit, bevor Mädchen auch nur ansatzweise interessant wurden. "Stand By Me " ist ein magischer Film, wie es ihn selten gibt. Der Soundtrack mit Titeln von The Big Bopper, The Chordettes oder Buddy Holly lässt die Zeit wieder auferstehen, in der Amerika noch unschuldig war: die späten 50er. "Stand By Me" ist kein Horrorfilm, wie man es bei einer Adaption von Stephen King erwarten könnte. "Stand By Me" ist viel mehr ein Drama, ein Jugendfilm über eine längst vergessene Zeit und - nicht zuletzt dank der kongenialen Besetzung - ein absolutes Meisterwerk.

"As time went on we saw less and less of Teddy and Vern until eventually they became just two more faces in the halls. That happens sometimes. Friends come in and out of your life like busboys in a restaurant."

Vier Jungs aus einem Kaff namens Castle Rock irgendwo in Oregon brechen auf, eine Leiche zu finden. Mehr Handlung braucht Rob Reiner nicht, um den Zauber echter Freundschaft auf die Leinwand zu bringen. Immer wieder kommt es zu emotional aufgeladenen Gesprächen zwischen den Jugendlichen, da jeder Probleme mit sich herumträgt: Der eher schüchterne Bücherwurm Gordie (Wil Wheaton) wird von seinen Eltern daheim ignoriert, da dessen älterer Bruder Denny vor einigen Monaten bei einem Autounfall ums Leben kam und diese ihre Trauer nicht überwinden können. Die in der Kleinstadt verachtete Familie von Chris (River Phoenix) besteht aus Kriminellen und er fürchtet, trotz seiner vorhandenen Stärken selbst in diese Spur abzurutschen. Teddy ist gelegentlich gewalttätig und aufbrausend, weil er es von seinem Vater – einem Weltkriegs-Veteran – nie anders lernte. Der übergewichtige und ängstliche Vern ist häufig die Zielscheibe von Spott, selbst unter seinen Freunden.

Gegenseitig sprechen sie sich aber Mut zu. Mut, Dinge zu tun, die ihnen von den Erwachsenen nicht zugetraut, ja, sogar ausgeredet werden. Gordie spricht Chris Mut zu, die höheren Schul-Kurse zu besuchen und Chris bestärkt Gordie darin, zu schreiben (was für Gordies Vater Unfug ist). Chris wird gespielt vom jungen River Phoenix und ist so etwas wie der Chef der Jugendbande. Der verrückte Teddy sowie der dicke Vern sorgen für die Pointen in "Stand By Me", die Reiner wie in allen seinen Filmen gezielt einzusetzen weiss. Reiners Geheimnis, sich nie lange mit einer Pointe aufzuhalten, gibt "Stand By Me" einen wunderbaren Fluss. Die Spannung besteht darin, wie die Vier während des Trips ihre kindliche Unschuld verlieren und sich so dem Erwachsensein einen großen Schritt annähren.

Reiners Film zieht daraus echte Kino Momente, etwa wenn Gordie am frühen Morgen ein Reh beobachtet und entschliesst, dieses Erlebnis mit niemandem zu teilen. Schliesslich ist der Fund der Leiche gar kein Ereignis mehr. Der Zuschauer wird aus der Geschichte geholt durch Richard Dreyfuss als Gordie heute, wie er die Zeit vergessen hat und auch seine Kinder, die doch mit ihm zum See wollten. Der Titelsong "Stand By Me" von Ben E. King setzt ein und es gibt wohl niemanden, dem sich an dieser Stelle nicht die Nackenhaare aufstellen. "Stand By Me" ist ganz großes Kino, das damals wie heute berührt. Dennoch kann man den Verdacht heben, dass den eigentlichen Wert erst heute, als Erwachsener, so wirklich zu schätzen weiß. Und das ist doch das größte Kompliment für einen Film.  

"Although I haven't seen him in more than ten years I know I'll miss him forever. I never had any friends later on like the ones I had when I was twelve. Jesus, does anybody?"

9,5/10