Samstag, 23. Juli 2016

Snatch - Snatch: Schweine und Diamanten (2000)

http://www.imdb.com/title/tt0208092/

Franky Four Fingers (Benicio del Toro) soll im Auftrag seines amerikanischen Bosses Avi (Dennis Farina) einen riesigen Diamanten in Antwerpen stehlen. Nach getaner Arbeit legt Franky einen Zwischenstopp in London ein, um kleinere Diamanten bei bestimmten Leuten abzuliefern. Dort wird er jedoch bereits von der Russenmafia erwartet, die es auf den teuren Edelstein abgesehen haben. In einem kleinen Wettbüro kommt es zur blutigen Konfrontation. Zur gleichen Zeit wird vom unerfahrenen Boxpromoter Turkish (Jason Statham) und seinem Geschäftspartner Tommy (Stephen Graham) ein Boxkampf für den berüchtigten Gangsterboss Brick Top (Alan Ford) organisiert. Doch der von ihm geforderte Kämpfer wird durch eine Hinterhofschlägerei mit ein paar zwielichtigen Iren von "One Punch" Mickey (Brad Pitt) krankenhausreif geschlagen. Um Top ein wenig zu besänftigen heuert Tommy kurzerhand einfach Mickey an, der jedoch sein eigenes Spiel spielt. Es beginnt ein Chaos aus Betrug, Blufferei und dubiosen Deals...

"Willkommen bei Turkish Airlines, wohin darfs gehen?" - "London." - "London?" - "London. Fish and Chips, Tee mit Milch, beschissenes Essen, Pisswetter, Scheiß Mary Poppins, paradiesische Strände, Möchtegernjuden, Zigeuner-Kauderwelsch, Hunis, falsche Hasen, Nemesis, London!"

Manche mögen sagen, Guy Ritchie wäre ihnen zu banal, seine Filme, so auch sein zweites Werk "Snatch", seien im Grunde nur mit machohaften, halbekleideten Prügelhelden angereicherte Plattitüden, schicke Hipsterfilme, feucht vom spritzenden Zeitlupenschweiß. Die übliche Ritchie - Taktik, wie in einem Musikclipvideo, ständige Schnitte und Kamerawechsel um hiermit eine künstliche Dynamik zu erzeugen, die letztlich der Handlung etwas abgeht - insbesondere bei den Fights aber auch in anderen Sequenzen. 

Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden oder einfacher gesagt: der Film soll einfach möglichst cool sein und mehr nicht. Das ist er aber auch. Aber sowas von. Juden, die Diamanten stehlen, Russen, die mit Waffen handeln, Zigeuner, die Wohnwagen verkaufen und Schwarze, die mit Quietschestimmchen Dialoge führen wie "Was is das, Alter?" - "Das is ein Hund, Mann!" Guy Ritchie's "Snatch - Schweine und Diamanten" vereint auf solch unschuldig liebevolle Art Klischees unterschiedlicher Religionen, Ethnizitäten etc. in verstrickten Episoden, dass das gesamte Personengefüge wie eine große kunterbunte Familie auftritt. Und wie Familien so sind, liegt mitunter mal einer ohne Hand da oder erschossen am Boden. "Snatch" überzeugt durch seine kindliche Unbekümmertheit. Es soll etwas Nettes gezeigt werden und wenn hier und da ein kurzes Schnittfeuerwerk, eine schiefe Kamera, eine Zeitlupe, eine hin und her wandernde Split-Screen-Einstellung, ein poppiges Insert oder ein Logikbruch dazu beiträgt oder beitragen könnte, so ist sich Guy Ritchie dafür nicht zu schade.

Mit "Bube Dame König grAS" begann sein Siegeszug im Sektor des Wohlfühl-Gangsterfilms und mit "Snatch" - nun ja - endete er auch schon wieder. Aber Wurst, es wäre ja um jenen trüben Abend schade, der ohne diesen Film nicht gerettet gewesen wäre. So dürfen hier der bis zur Unverständlichkeit nuschelnde Brad Pitt, der zähnefletschende Alan Ford und der sprücheklopfende Jason Statham eine witzige Wendung nach der anderen herbeiführen. Die Charaktere sind von jetzt auf gleich sympathisch - Stephen Graham gibt zum Beispiel den herrlich tollpatschigen Möchtegern-Gangster Tommy, der aber auch schon mal eine Zauber-Blume mitbringt, weil er nett sein möchte. Benicio del Toro erzeugt mit wenigen Worten viel Präsenz. Und Dennis Farina inklusive Schnurrbart hat sowieso eine sympathische Aura um sich herum. Letztendlich fehlt der Gangster-Komödie das eine Einmalige, das Überwältigende, der "tödlichste Witz der Welt", um den Status eines Meisterwerks zu erhalten. Das hat sich hier aber auch keiner vorgenommen.

"Snatch" ist einfach so unterhaltsam, saukomisch, die unrealistisch überzeichneten Charaktere und Szenen, mit all ihren ständigen Freeze Frame und (etwas zu oft eingesetzten) schnell-langsam-schnell Bild-Einstellungen machen einfach auch viel Spaß und die Figuren bieten grandiosen Unterhaltungswert und einen hohen Identifikationsfaktor.

8,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Columbia Pictures / Sony

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