Sonntag, 25. März 2012

[KINO FFFnights] We Need To Talk About Kevin (2011)

http://www.imdb.com/title/tt1242460/

Als sich die zweifache Mutter Eva (Tilda Swinton) die Frage stellt, ob sie ihren Sohn Kevin (Ezra Miller) vielleicht nicht genug geliebt hat, ist es schon zu spät. Zwei Tage vor seinem sechzehnten Geburtstag verübt Kevin einen Amoklauf an seiner Highschool. "We Need To Talk About Kevin" stellt viele Fragen, die einer Mutter durch den Kopf gehen, wenn ihr Sohn zum Mörder geworden ist: War Eva zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt? Hätte sie Kevin aufhalten können? War es ihre eigene Schuld, dass ihr Sohn ein Soziopath wurde? In einem Vorort von New York steht die einst erfolgreiche Eva vor den Scherben ihres Lebens. Ihre Nachbarn meiden sie, von der Liebe zu ihrem Ehemann Franklin (John C. Reilly) ist nichts mehr übrig, der eigene Sohn sitzt im Gefängnis. Selbst die einst so enge Beziehung zu ihrer kleinen Tochter Celia (Ashley Gerasimovich), die menschlich das genaue Gegenteil zu Kevin ist, leidet unter dem Kummer und den Grübeleien von Eva. In ihrer Verzweiflung beginnt Eva, ihrem entfremdeten Ehemann Briefe zu schreiben, die das Familienleben aufarbeiten. Und eine Frage bleibt: Wie konnte es nur soweit kommen?

Schwere Kost. Und ein grandioser Film! Regisseurin Lynne Ramsay ist eine große Formalistin. Hier sitzt jede Einstellung. Eva im Tomatenmeer, Eva vor der Dosentomatenwand. Die Tür, der Ball, die Scheibe: alles rot. Da wird zwar nahezu durchgängig mit dem Vorschlaghammer gearbeitet (subtil ist anders), das passt aber durchaus in die Logik von Gewalt, die dieser Film nachzeichnet. Hier gibt es keinen Anfang und kein Ende. Diese Geschichte kann per se nicht subtil sein. Das ist hart. Entsetzlich und brutal.

Bemerkenswert: Ramsay versucht gar nicht erst, in die Erklärungsfalle zu treten. Gewalt ist Gewalt ist Gewalt. Macht macht mehr Macht. Der Film bedient sich am gordischen Knoten seines Themas. Willkommen in der Brutalität der Tautologie. Wo alles unverrückbar voll Schmerz ist und kein Ausweg in Sicht.Ebenso bemerkenswert: eine Besetzung, die besser wohl kaum sein könnte. Ein fantastischer Ezra Miller, ein gewohnt großer John C. Reilly und eine brillante Tilda Swinton. Den Film selbst muss man erst einmal verdauen.

9/10

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