Sonntag, 3. Dezember 2017

Munich - München (2005)

http://www.imdb.com/title/tt0408306/

Während der olympischen Sommerspiele 1972 in München kommt es zu einem feigen Terroranschlag durch die palästinensische Terrorgruppe Schwarzer September, bei dem elf israelische Athleten ermordet werden. Getreu dem Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn" stellt die israelische Regierung eine Todesliste zusammen, auf der die Namen von elf Verantwortlichen stehen. Der junge Mossad-Agent Avner Kaufman (Eric Bana), Sohn eines israelischen Helden, wird speziell für diesen Auftrag ausgesucht, der ausschließlich jenseits des Eisernen Vorhangs in Europa durchgeführt werden soll. Außerpolitische Komplikationen sollen dadurch vermieden werden. Auf sich allein und sein Team gestellt, nimmt Avner den Auftrag an und bekommt von seinem Vorgesetzten Ephraim (Geoffrey Rush) die Namen der in das Attentat Involvierten.

Steven Spielberg entschied sich für "Munich" als Titel seines Politthrillers und dieser Titel verwirrt in der Tat, man könnte erwarten hier eine Nachstellung des furchtbaren Geiseldramas präsentiert zu bekommen - statt dessen gibt's das Massaker nur in ein paar Rückblenden (die trotzdem ihre Wirkung nicht verfehlen) und der Film beschäftigt sich mit den Folgen. Man könnte jedoch der Hollywood-Legende eine bewusste Täuschung unterstellen. Eine ausgeklügelte Marketingstrategie anlässlich der Fokussierung auf ein bedeutendes, geschichtliches Ereignis zu unterstellen wäre dabei aufgrund des enormen, weltweiten Bekanntheitsgrades der Regielegende vermessen, von der wahren Botschaft des Filmes abzulenken jedoch eher in Betracht zu ziehen, denn der Titel der (fiktiven) Buchvorlage lautet "Vengeance" - und trifft den Kern der Sache auf den Punkt.

Schnell wird dem Zuschauer klar, dass ideologische, politische, wirtschaftliche und vorallem profitgierige Interessen längst ein weltweites, verworrenes und undurchschaubares Netz aus Terror und Tod gesponnen haben, in dessen klebrigen Fäden irgendwo als kleines Opferteilchen auch die damaligen Ereignisse aus München auftauchen. Die schonungslose und brutale Darstellung der blutigen Kettenreaktion, welche das olympische Desaster ausgelöst hat, wird von den Machern leider Pro-Israel geführt, wenn auch lediglich anhand der Hauptcharaktere um den Anti-Helden Eric Bana. Dies ist verständlich, aufgrund dramaturgischer Überlegungen, denn irgendwo muß der Zuschauer nun mal seine Emotionen und seine Anteilnahme lassen, oder? Nein, denn ohne diese Positionierung wäre "Vengeance" wohl als Meisterwerk durchgegangen, offenbart es doch (fast) ultimativ die Sinnlosigkeit der weltweiten Vergeltungsspirale, welche seit Jahrhunderten existiert und wohl auch leider niemals enden wird. 

Der Weg den Spielberg dabei einschlägt ist aber verwirrend: er will eigentlich die Ereignisse aufzeigen und im Grunde mahnen das Gewalt eben Gegengewalt erzeugt (ein Kritiker nannte den Film "ein Gebet für Frieden"), benutzt aber dabei sehr viele Thrillerelemente um den Film unterhaltsam zu machen. Letztlich ist es ein düsterer, deprimierender Agentenfilm geworden in dessen Mittelpunkt das Gewissen seiner Hauptfigur steht (Eric Bana bringt als gewissensgebeutelter Agent eine Superdarstellung) und der auf der Grundlage realer Ereignisse basiert.

8/10

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