Mittwoch, 1. November 2017

The Autopsy Of Jane Doe (2016)

http://www.imdb.com/title/tt3289956/

Ein Haus irgendwo in den USA ist Schauplatz eines grausamen Verbrechens. Während die Ermittler den Tatort untersuchen, entdecken sie im Keller eine nackte Frauenleiche (Olwen Catherine Kelly) begraben. Austin (Emile Hirsch), der zusammen mit seinem Vater Tommy (Brian Cox) als Gerichtsmediziner arbeitet, wird mit der Inspektion des leblosen Körpers beauftragt. Die tote Frau gibt jede Menge Rätsel auf: Ihre Personalien können nicht herausgefunden werden und selbst ihre Fingerabdrücke sind nicht im Polizeisystem registriert. Sie ist eine vollkommen Unbekannte, weshalb sie einfach nur noch Jane Doe genannt wird. Während Austin und Tommy die Autopsie durchführen, wird das Geheimnis um Jane immer mysteriöser. Plötzlich geschehen Dinge, die sich nicht rational erklären lassen. Und schon bald müssen Vater und Sohn feststellen, dass die Tote viel lebendiger ist, als ihnen lieb ist...

"The Autopsy Of Jane Doe" ist mal wieder ein ganz besonderer Horrorfilm. Angefangen vom schaurigen Titel, über die Tatsache, dass die Inhaltsangabe allein schon zum Anschauen animiert, selbst wenn dieser Film keine namhaften Darsteller aufgefahren hätte. Doch "The Autopsy Of Jane Doe" hat alle Mittel um zu zeigen, was André Øvredal, der Mann, der den Zuschauer in "Trollhunter" auf Monsterpirsch schickte, so unter Horror versteht. Und eines ist danach klar, Øvredal hat sicherlich noch einige Ideen im Schrank.

Tony (Brian Cox) und Austin (Emile Hirsch) sind so ein typisches Vater-Sohn-Gespann. Für "Six Feet Under"-Verhältnisse jedenfalls. Ihr Job ist es, Körper aufzuschneiden und Todesursachen festzustellen. Dinge finden, die für bloße Auge nicht gleich ersichtlich ist. Eben typisch für Leichenbeschauer. Nur ist ihr neuestes Objekt, eine unbekannte Frauenleiche, eine Jane Doe, halt kein 'Business as usual'. Jane Doe ist fahl. Schon ihre Augenfarbe lässt sich der Beschaffenheit ihrer Pupillen wegen nicht deutlich feststellen. Und dann wird jedes Abtasten, jeder neue Schnitt und jeder Blick weiter hinein zu einer Station auf einer Fahrt ins Grauen. Die arme Jane Doe starb nicht nur einen Tod. Es waren schier dutzende. Ihr Körper ist eine Landkarte brutaler Verstümmelung, aus den Öffnungen lässt sich etwas ziehen oder etwas versucht, herauszukommen. Dieser Job ist abscheulich und wirklich furchterregend. Und natürlich scheint die gute Jane Doe schließlich gar nicht so tot zu sein. Oder haust da etwas anderes in ihr, dass nun in die Hallen des Leichenhauses entfleucht?

Auf jeden Fall ist "The Autopsy Of Jane Doe" ein stellenweises heftiges Crossover aus "Six Feet Under", "The Evil Dead" (ohne jemals dessen Härte zu erreichen) oder "The Blair Witch Project". Am besten wirkt das aber, weil der Film sich als subtiler Schocker versteht und greifbaren Horror bis zuletzt aufspart. Jedenfalls was den Spuk betrifft. Ansonsten bietet dieser Film eine echte Innovation: die Umkehr des Body-Horror, bei dem es bislang immer um den Schrecken über die Veränderungen am eigenen Leib ging. Denn hier ist es nun der starre, reglose und doch schauderhafte Körper einer jungen Erwachsenen, der in unseren Köpfen immer heftigere Horror-Momente heraufbeschwört. Ein gewaltiges Lob verdient der Film vor allem wegen seiner guten Handhabung, die sich ohne abscheuliche Inszenierungen von toten Körpern, aber mit einem großen Geschick psychologischer Spannug, in den Köpfen der Zuschauer windet. Was natürlich auch an den gestandenen Darstellern Cox und Hirsch liegt, die hier nicht irgendein Nebenprojekt runterreißen. Klasse ist auch die Art und Weise, Olwen Catherine Kelly als Hauptperson oder Gegenstand immer wieder in ein neues Licht zu rücken. Einziger Wermutstropfen an der ganzen Sache: So ungewöhnlich und krass "The Autopsy Of Jane Doe" seine Asse ausspielt, so moderat gewöhnlich und doch halt vorhersehbar erscheint seine Auflösung. Ist aber auch schon eine Bürde, ein entsprechendes gutes Ende für so ein Werk zu finden. Das drückt zwar die Bewertung, aber keineswegs die Errungenschaften dieses Schockers.

7/10

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