Donnerstag, 16. November 2017

Hounds Of Love (2016)

http://www.imdb.com/title/tt3896738/

Teenagerin Vicki Maloney (Ashleigh Cummings) ist im suburbanen Perth im Jahr 1987 gerade dabei, sich von ihren Eltern abzunabeln. Zwar meinen es Vater Trevor (Damian De Montemas) und Mutter Maggie (Susie Porter) gut mit ihr, doch zurzeit sind die beiden Parteien einfach inkompatibel. Als Vicki sich eines Nachts davonschleicht, um eine Party zu besuchen, fällt sie jedoch dem Ehepaar White in die Hände. John (Stephen Curry) und Evelyn (Emma Booth) haben inzwischen eine perfide Routine entwickelt, wenn es darum geht, Menschen zu entführen, zu foltern und zu töten. Als ihr nächstes Opfer haben sie Vicki auserkoren. Die merkt jedoch bald, dass sie möglicherweise noch eine Chance hat, lebend aus der ausweglos scheinenden Situation zu entkommen - denn die Beziehung der Whites steht auf wackligen Beinen und Vicki glaubt zu erkennen, wo sie ansetzen muss, um einen Keil zwischen Emily und John zu treiben...

Wann wird ein Horrorfilm oder Psychothriller wirklich beängstigend oder ernsthaft beklemmend? Richtig: wenn er dem Zuschauer das Gefühl vermitteln kann, dass er seine dargebotenen Abscheulichkeiten keine Fiktion sind. Dass diese genau so passiert sind, es jederzeit werden könnten oder irgendwo auf der Welt gerade jetzt stattfinden. Und womöglich erst an Tageslicht kommen, wenn es längst zu spät es. Für die unmittelbar Beteiligten in jedem Fall. So ein unangenehmer Streifen ist auch "Hounds Of Love", das Spielfilmdebüt des 1982 geborenen Regisseurs und Drehbuchautors Ben Young. Ein Serienkiller-Schauerstück aus dem White-Trash-Milieu, das sich nahtlos in die Reihe der äußerst sehenswerten, australischen Genre-Filme dieser Gattung der letzten Jahre einreiht (u.a. "Die Morde von Snowtown"). Der Film basiert auf den Morden des australischen Ehepaars David und Katherine Birnie.

Ben Young überrascht mit einer stilistisch einwandfreien Inszenierung, deren ästhetische Gewandtheit (speziell die eindringliche und dumpf pochende Soundkulisse ist exzellent) und das Gefühl für unnachgiebige, konsequent-zermürbende Schonungslosigkeit weit über das übliche Maß von B-Movie-Futter hinausgeht. Reißerisch wird "Hounds Of Love" nie, bedient keine voyeuristische oder sadistische Bedürfnisbefriedigung, obgleich er sein Publikum nicht schont oder in irgendeiner Form gewillt ist, seine Geschehnisse zu verharmlosen, was natürlich auch absolut unangebracht wäre. Das Martyrium der entführten Schülerin geht tief unter die Haut, ergötzt sich aber nicht an explizit zur Schau gestellten Gräueltaten. Was er bereit ist zu zeigen reicht schon vollkommen aus, um die gesamte Grausamkeit, Hoffnungslosigkeit und das besonders ekelhafte Gefühl des Ausgeliefertseins in jeder quälenden Minute unbequem auf den Punkt zu bringen. Damit wäre der Film schon definitiv ordentlich als schlichter Genre-Beitrag, aber Ben Young ist es eben nicht daran gelegen, nur so etwas zu machen.

Vielmehr ist "Hounds Of Love" ein abgründiges Psychodrama, das Platz für mehr als eine Opferrolle bereitstellt. Schon früh kristallisiert sich heraus, dass hier der "Spaß" eher einseitiger Natur ist, während die andere Hälfte selbst in einem Abhängigkeitsverhältnis steht. Eigentlich ist die Mittäterin nicht mehr als ein perfides, aufgrund seiner Wehrlosigkeit und emotionalen Fragilität herangezüchtete Langzeit-Opfer, dem lediglich eine besondere Stellung zu Teil wird. Gefangen auf Lebenszeit, anstatt nach Gebrauch im Wald verscharrt. Offensichtlich, dennoch nicht ungeschickt arbeitet sich "Hounds Of Love" durch diese brutale Prämisse, ist dabei mitunter, aufgrund der Klarheit etwas zu geduldig, dafür wahnsinnig intensiv, mit dem Mut zur inneren und äußeren Hässlichkeit hingebungsvoll gespielt. Verblüfft nicht unbedingt durch das Was, überzeugt dafür extrem durch das Wie. Markant inszeniert, von knüppelharter Kompromisslosigkeit in Schlüsselmomenten und generell ein echter Downer aus Down Under, der für weitere Arbeiten dieses mutmaßlich sehr talentierten, noch relativ jungen Filmemachers erhöhte Aufmerksamkeit generieren sollte. Ein echt starkes Debüt.

7/10

Von INDEED FILM erschien der Film im "2 Disc Limited Uncut Mediabook".

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen