Donnerstag, 16. November 2017

Cutthroat Island - Die Piratenbraut (1995)

http://www.imdb.com/title/tt0112760/

Die Freibeuterin Morgan Adams (Geena Davis) und ihre Begleiter liefern sich einen Wettlauf mit dem Piratenkapitän Douglas „Dawg“ Brown (Frank Langella), dem Mann, der ihren Vater 'Black Harry' (Harris Yulin) auf dem Gewissen hat und gleichzeitig ihr Onkel ist. Das Ziel: die Insel Cutthroat Island, auf der ein sagenhafter Schatz liegen soll. Das Problem ist, dass zwar die Insel als Versteck des Goldvermögens bekannt ist, aber der genaue Standort auf dem Eiland wird durch mehrere Karten gekennzeichnet. Morgan Adams besitzt zunächst nur eine der drei Karten. Sie setzt natürlich alles daran, um die übrigen Teile ebenfalls in ihren Besitz zu bekommen. Brown, der auch ein Kartenstück sein eigen nennt verfolgt das gleiche Ziel. Mit Raffinesse und Kampfgeist liefern sich Morgan und Brown ein Duell um den Reichtum. Dabei sind sie aber auch nicht ganz alleine....

Knapp 10 Jahre zu früh kam diese Großproduktion in die Kinos und floppte gnadenlos. Doch Regisseur Renny Harlins fast schon klassischer Piratenfilm ist nicht so schlecht, wie er vielerorts gemacht wird. Der Streifen beweist in seinen 124 Minuten Laufzeit durchaus großen Unterhaltungswert, angenehme Schauspieler, handgemachte Action und eine solide Abenteuer-Story. Zudem besitzt er wohl den beeindruckensten Score von Komponist John Debney, der je von ihm geschrieben wurde. Auch die weitgehend unbekannte Schauspieler machen ihre Sache gut. Geena Davis mit ihrem breiten Grinsen und ihren süßen Sommersprossen. Frank Langella, der keine großartige Maske benötigt, um wirklich bösartig zu wirken, Matthew Modine, der als jugendlicher Held überzeugend wirkt und seine Rolle als Intellektueller mühelos verkörpert. Das kleine Äffchen sorgt immer wieder für Schmunzler oder Lacher - die Tierdressur hat in diesem Fall ganze Arbeit geleistet und auch die Muränen werden effektvoll eingesetzt und sorgen auch ohne großartige CGI für angenehmes Schaudern. Die Dialoge haben Witz, der tolpatschige Leutnant Trotter und sein blass geschminkter Chef sind Rollenvorbilder, wie sie sich später im Kassenknüller "Fluch der Karibik" ähnlich wieder finden. Und die zeitgemäß männerfeindlichen Gags, verkörpert von einer auch im wirklichen Leben sehr smarten und für die Frauenrechte eintretenden Hauptdarstellerin sind ein kleines Extra.

Brachiale Schlägereien, geschickt inszenierte Stunts, grandiose Außenaufnahmen, die Kostümabteilung leistet ganze Arbeit (auch wenn teilweise die Anschlüsse der Hauptdarsteller nicht stimmen, die in sauberen Hosen an der Insel angespült werden oder scheinbar einen Schrankkoffer voller Kleidung mit auf die Schatzinsel nehmen). Und nach der dritten Wiederholung fällt auch auf, dass die Filmkulissen ausnahmslos in gewaltigen Explosionen zerlegt werden, damit man die dort investierten Produktionskosten auch in Flammen aufgehen sieht. "Cutthroat Island" könnte man demnach auch als "Guilty Pleasure" bezeichnen, denn die benötigten Zutaten hat der Film auf jeden Fall. Trotzdem muss man sagen, dass es Harlin damals nur gut gemeint hat, als er dieses längst verschwundene Genre wieder in Gang bringen wollte. Denn dieser Film ist mehr Piratenfilm als die gesamte "Fluch der Karibik"-Reihe. Es ist irgendwie etwas schade, dass erst eine großangelegte Disney-Attraktion dieses tolle Genre erst wiederbelebte. "Cutthroat Island" ist also durchaus einen Besuch wert. Handgemachtes und richtig schön altmodisches Abenteuerkino, im Gewand eines 90er Jahre Blockbusters. Dass das Publikum zu dieser Zeit einfach vollkommen uninteressiert an dem Gerne des Piratenfilms war, könnte man als "schlechtes Timing" bezeichnen, welches dem Film (und dem Studio) den Rest gab.

7,5/10

"Die Piratenbraut" ging als gigantischer finanzieller Misserfolg in die Kinogeschichte ein. Eine Zeit lang galt er laut Guinness-Buch der Rekorde als größter kommerzieller Flop des Filmgeschäfts. Bei geschätzten Produktionskosten von etwa 115 Millionen US-Dollar spielte der Streifen mit knapp 10 Millionen US-Dollar nur ungefähr zehn Prozent der Ausgaben ein. Diese Pleite war gleichzeitig der Anfang vom Ende des Produktionsunternehmens Carolco Pictures, das viele erfolgreiche Streifen wie "Red Heat", "Terminator 2: Judgment Day" oder "Total Recall - Die totale Erinnerung" in Auftrag gegeben hatte. Durch den Flop mit "Die Piratenbraut" ging Carolco in Insolvenz.

Von STUDIOCANAL erschien der Film nun weltweit erstmalig in HD im limitierten Mediabook.

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