Donnerstag, 20. April 2017

Hunt For The Wilderpeople - Wo die wilden Menschen jagen (2016)

http://www.imdb.com/title/tt4698684/
Nachdem es bereits durch zahlreiche Pflegefamilien gereicht wurde, bekommt das rebellische und trotzige Problemkind Ricky (Julian Dennison) auf dem Land die Möglichkeit zu einem Neuanfang. Bei der liebevollen Bella (Rima Te Wiata), dem mürrischen Outlaw Hec (Sam Neill) und dem Hund Tupac fühlt sich der Stadtjunge zum ersten Mal in seinem Leben gut aufgehoben und gewinnt an Selbstvertrauen. Doch als es eines Tages zu einer Tragödie in der neuen Familie kommt, die für Ricky einmal mehr einen Umzug und eine neue Pflegefamilie bedeuten würde, flieht er gemeinsam mit Hec vor den Behörden in die neuseeländische Wildnis. Während das ungleiche Paar im Busch von einer chaotischen Situation in die nächste stürzt, wird eine großangelegte Suchaktion initiiert, um die beiden vermeintlich hilflosen Vermissten zu retten...

Ein Film gegen emotionale Verwilderung. Schon das Drehbuch strotzt vor originellen Einfällen, aber der Witz ergibt sich zumeist aus den Eigentümlichkeiten der beiden Darsteller, der quasi von innen gegen die klischeehaften Formen anspielt, mit denen wiederum der Film spielen will. "Hunt For The Wilderpeople" ist einer dieser Indie-Filme, der zwar keine bahnbrechenden Innovationen auffährt und wesentliche Elemente seiner Geschichte wirkungsvollen Versatzstücken entnimmt, doch er vermengt diese einzelnen Bestandteile so herzerwärmend, unterhaltsam und charmant zu etwas völlig Eigenständigem, dass man Taika Waititis Werk nur allzu gerne mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht verfällt. Waititis zutiefst entzückende Anti-Heldensage in zehn Kapiteln handelt von zwei ungeliebten Außenseitern, die flüchten müssen um sich gegenseitig lieben zu lernen. Sie ist mit großzügiger Herzlichkeit und sanfter Tragik erzählt, diffamiert aber seine beiden Figuren nie. Sie lacht mit ihnen, ohne sie auszulachen. Und der Film ist ein Beweis dafür, dass eine an sich vertraute und bekannte Buddy-Komödie funktioniert, wenn sie gut erzählt ist.

Das Herzstück von "Hunt For The Wilderpeople" ist dabei das fast schon sensationelle Hauptdarsteller-Duo. In seiner ersten großen Hauptrolle ist der hier 13-jährige Julian Dennison eine echte Entdeckung, der Jungen Ricky mit frecher Schnauze und kindlichem Charisma verkörpert, wobei er insbesondere jeden Gag, den der Junge äußert, perfekt auf den Punkt bringt. An seiner Seite spielt Sam Neill die Rolle des lebensmüden, mürrischen Eigenbrötlers mit kantigem Charme und einer einnehmenden Präsenz, wie man sie von dem Neuseeländer schon lange nicht mehr in einem Film gesehen hat.

"Hunt For The Wilderpeople" ist der beste Beweis dafür, dass vertraute Geschichten mit viel Kreativität und Charisma einen völlig eigenständigen Sog entwickeln können. Taika Waititi weiß ganz genau, welche Knöpfe er drücken muss, aber auch, wann er den Zuschauer um den Finger gewickelt hat, damit er ihm ein paar derbe Überraschungen verpassen kann. Ein Indie-Film, der keine Revolution darstellt, dessen Ausstrahlung man sich aber praktisch unmöglich entziehen kann. "Hunt For The Wilderpeople" flutscht am besten, wenn zwischen den beiden dickköpfigen und altersstarrsinnigen Ausreißern die schmale Linie zwischen leichter Feindseligkeit und gleichermaßen milde Zuneigung erreicht wird. Mit scharfem, flinken Humor und trockenen One-Linern folgt der Zuschauer einer konventionelle Geschichte, die mit zwei spielfreudige Darstellern, beißenden Witz und einem rasanten Tempo in wundersames neuseeländisches Indie-Kino taucht. Toll.

8/10

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