Freitag, 7. Oktober 2016

The Visit (2015)

http://www.imdb.com/title/tt3567288/

Als eine junge Mutter (Kathryn Hahn) von ihren Eltern gefragt wird, ob ihre Enkel eine Woche bei ihnen verbringen können, treten Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) freudig die Zugfahrt zur abgelegenen Farm ihrer Großeltern an. Dort angekommen, verbringen die Vier zunächst einen harmonischen und spaßigen Tag miteinander. Lediglich die strenge Vorgabe des Großvaters (Peter McRobbie), das Zimmer nach 21.30 Uhr nicht mehr zu verlassen, lässt die beiden Kinder etwas stutzig werden. Doch schon wenig später müssen sie feststellen, dass die Regel nicht ohne Grund existiert. Als die Geschwister nachts merkwürdige Geräusche hören und deren Ursprung auf den Grund gehen wollen, beobachten sie, wie ihre Großmutter (Deanna Dunagan) sich äußerst sonderbar verhält. Ihr Großvater tut dies am nächsten Tag als Lappalie ab. Doch auch tagsüber benehmen sich die beiden Senioren immer unheimlicher und bedrohlicher, sodass Rebecca und Tyler schließlich daran zweifeln, ob sie je wieder nach Hause zurückkehren werden.

Na vielen Dank für die Albträume, Mr. Shyamalan! Nach der Bruchlandung "After Earth" (zumindest an den Kinokassen, der Film an sich war dann doch weniger katastrophal wie oftmals behauptet wird) konnte sich M. Night Shyamalan mit eigenen finanziellen Mitteln diesen Film ermöglichen und bietet für seine (noch übrigen) Fans mal wieder ein kleines aber feines Stück Genrekino, wie man es von ihm erwarten würde.

"The Visit" ist eine unterhaltsame Horror-Groteske, in der Shyamalan Horror- und Found-Footage-Filme und letztlich auch seine eigene Arbeit persifliert. "The Visit" gibt vor, ein ernsthafter Horrorfilm zu sein, durchbricht aber die Erwartungen immer wieder mit skurrilen Scherzen. Zur Verstärkung dieses Effekts werden nahezu alle gängigen Horror-Klischees bedient, nur um immer wieder mit völlig überdrehten, fast schon ins surreal übersteigerten, Einschüben für Lacher zu sorgen. Zumindest bei einem Teil des Publikums. Diese Technik bzw. diese Art von Humor dürfte sicherlich nicht jedermanns Sache sein und setzt schon eine ganz spezielle Art von Publikum voraus. Dass die Reise zu den Großeltern als Found-Footage-Werk angelegt ist, schreckt zwar im ersten Moment etwas ab, erweist sich letztendlich aber als nicht so nervig wie befürchtet. Gleiches gilt für die beiden Kiddies (Olivia DeJonge und Ed Oxenbould), die ihre Sache recht gut machen. M. Night Shyamalan gelingt es überdies, einige ziemlich schräge und vor allem richtig gruselige Momente zu kreieren. "The Visit" entpuppt sich nach einem etwas tragikomischen, leicht beschwingtem Beginn als übler Psychoschocker, der auch mal wieder eine so richtig gruselige Atmosphäre schaffen kann.

Vor allem auch Deanna Dunagan trägt ihren Teil dazu bei, die es hervorragend und genüsslich versteht, in einem Moment die liebevolle Oma "Nana" zu spielen, nur um sich ab halb 10 abends zur absoluten Psycho-Großmutter zu verwandeln, die kotzt, kratzt, krabbelt und ihre Enkel in den Ofen klettern lässt (eine so plakative "Hänsel & Gretel"-Anspielung, dass es einfach nur köstlich ist). Man merkt an dieser Stelle, dass es der Film nicht komplett ernst meint, und sein bitterböses Spiel mit den Enkelkindern und dem Zuschauer bis zum Shyamalan'schen Twist zum Ende treibt. Somit ist "The Visit" eine freudige Wiederkehr zu den Stärken eines Regisseurs, der spätestens vor drei Filmen seine Wurzeln irgendwie aus den Augen verlor.

7,5/10

Noch ein Wort muss ich zur Freigabe verlieren. FSK-12, wie bitte? Keine Frage, es geht recht unblutig zu in "The Visit", aber  gerade der Psychoterror/-horror der letzten halben Stunde hätte locker für eine 16er Freigabe gereicht.

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