Montag, 16. Mai 2016

Amistad - Amistad: Das Sklavenschiff (1997)

http://www.imdb.com/title/tt0118607/

Sklavenhändler entführen aus der britischen Kolonie Sierra Leone eine Gruppe von Afrikanern. Die Sklaven wehren sich, indem sie das Sklavenschiff entführen. Sie werden jedoch auf dem Ozean von einem amerikanischen Schiff aufgebracht und nach Amerika transportiert. Dort angekommen, werden die Afrikaner verhaftet und vor Gericht gestellt. Dabei beanspruchen unterschiedliche Parteien das Schiff und die Sklaven als ihr Eigentum. Der Prozess entwickelt sich dadurch zu einem absurden Gezerre um Macht und Besitz, bei dem es nicht mehr um das Schicksal der Menschen geht, bis ein Rechtsanwalt (Matthew McConaughey) alles daran setzt, die Rechte der Afrikaner zu wahren. Der Film wurde auf der Grundlage einer wahren Begebenheit gedreht.

Steven Spielberg ist ein viel zu cleverer Produzent und ebenso ein zu guter Regisseur als nur einen Film über das Leid der Sklaven in Amerika oder einen Abenteuerfilm herzustellen. In seinen späteren Filmen hat sich Spielberg großen Themen mit zeitgeschichtlichem Hintergrund zugewandt, so dem Holocaust und dem Eingreifen der USA im zweiten Weltkrieg n der Normandie. Hintergrund von "Amistad" ist die zwischen den Nordstaaten und den Südstaaten der USA unüberbrückbaren Differenezen in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Sklavereifrage, die letztlich zu im Film sich bereits am Horizont abzeichnenden blutigen Bürgerkrieg geführt hat.

Wesentlicher Inhalt des Films ist die gerichtliche Auseinandersetzung um die Frage , was mit den Farbigen aus Sierra Leone geschehen solle die sich mit tödlicher Gewalt gegen ihre Menschenfänger auf dem Schiff 'Amistad' zur Wehr gesetzt hatten. "Amistad" blickt den gleichbenamten Prozessen über die Schulter in einem ausgeschmückten Epochenstück einer opulent ausgestatten Geschichtsnachhilfestunde diffiziler Verstrickungen erbittert gegeneinander debattierender Nationen im Gerichtssaal, wo es um Zuständigkeiten, Geburtsorte und Eigentumsurkunden geht und in Wahrheit den Wert der Freiheit über alle kulturellen Sprachbarrieren hinaus zu bemessen. Die spanische Krone verlangte ihre Auslieferung (was ihren sicheren Tod bedeutet hätte), die überlebenden Seeleute die Prämie für die Beibringung der "Ware". Trotz staatlicher Einflussnahmen auf die Gerichte in mehreren Instanzen wurde unabhängig entschieden und die Nichtauslieferung der Angeklagen (immerhin hatten sie Menschen getötet) sowie deren Rückführung nach Afrika verfügt. Steven pielberg hat es sich nicht nehmen lassen, das für die damaligeZeit verblüffende Ausmaß richterlicher Unabhängigkeit herauszustellen. Viele beteiligte, ideologisch gespaltene Personen sieht Spielberg ulkigerweise jedoch als ein handlungsgehemmtes (Gerichts-)Publikum, das darauf zu reagieren hat, Kontroversen mitzutragen und abzunicken, anstatt sie mitzugestalten. Und das ist authentisch?

Spielberg widerstrebt es zumindest, die Figuren mehrschichtig zu zeichnen, was an und für sich speziell in der verschenkten Persönlichkeit Morgan Freemans sichtbar wird, dessen Hintergrund, hauptsächlich nach seinem Zusammenbruch auf dem Sklavenschiff, vollkommen im Dunkeln bleibt. Auch die spanische Königin Isabella (Anna Paquin) forciert vielmehr den Gedanken einer grotesken Karikatur historischer Verzerrung, während Matthew McConaughey das Stigma eines rechtsverdreherisch-spitzfindigen Menschen im Laufe der Handlung nicht loswerden will. Spielberg scheint unfähig, gleichermaßen absurd-komische wie pragmatisch-vertiefende Erzählmomente adäquat gegenüberzustellen.

Mit Hilfe der treibenden Gestaltungskraft eines durchweg lebendigen, gegen universelle Unterdrückung schreienden Chors, sowie unzähligen Eindrücken von zusammengepferchtem Fleisch, angeketteten Händen, die sich irgendwann endlich in völliger Zwanglosigkeit berühren dürfen (exemplarisch im nahezu wortbefreiten Prolog, der ausschließlich über den sichtbaren Zorn in Männer- und Frauengesichtern samt Nässe und Finsternis intensiv nachwirkt), den wehenden Schiffssegeln im Wind, vor allem aber der Träne, die an der Wange hinabfließt, verfestigt Spielberg einen visuellen Sprachausdruck, der sich gänzlich im Zeigen zwischenmenschlichen Grauens manifestiert. Ab dem Zeitpunkt, als ein wackelig auf den Beinen stehender, verknitterter, leidenschaftlicher Anthony Hopkins seine aufwühlende Rede der Nation hält, hat Spielberg den Zuschauer sowieso längst gepackt.

Bei einem Film von Spielberg ist ohnehin nichts anderes zu erwarten, als dass der Handlungsablauf spannend und mit großer Dramatik in Szene gesetzt wurde. Mit letzterer wurde vielleicht manchmal mit etwas zu starker Farbe und zu kräftigem Pinselstrich gearbeitet.

7,5/10

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