Donnerstag, 11. Juli 2013

Braveheart (1995)

http://www.imdb.com/title/tt0112573/

Im 13. Jahrhundert führt der englische König Edward I. (Patrick McGoohan) ein brutales Regiment über das eroberte Schottland. Zu den Opfern der königlichen Willkür gehört auch die frischvermählte Frau des schottischen Adligen William Wallace (Mel Gibson). Aus Rache für die Bluttat metzelt er die Garnison seiner Heimatstadt nieder. Die Freiheit und Unabhängigkeit seines Landes zu erkämpfen ist sein Ziel. Dies zwingt den Englischen König zum Handeln und er entsendet eine Armee und seine Schwiegertochter Isabella (Sophie Marceau), um Wallaces Aufstand niederzuschlagen.
Wallace kann einige Kämpfe für sich entscheiden und seine Leidenschaft und sein Mut inspiriert die Menschen, sich ihm anzuschließen und sich gegen die Engländer zu erheben. Auch Isabella erliegt dem Charme des Schotten. Doch nicht nur gegen die Engländer hat Wallace zu kämpfen. Auch die schottischen Adligen verfolgen eigene Interessen und ohne ihre Unterstützung kämpft William einen verlorenen Kampf.
Oft wurde dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Film mangelnde geschichtliche Genauigkeit vorgeworfen. Und in der Tat legt "Braveheart" auf solche Dinge keinen Wert. So stammt William Wallace gar nicht aus ärmlichen Verhältnissen, Kriegsbemalungen wurden zu dem Zeitpunkt seit eintausend Jahren nicht mehr verwendet und Kilts wurden erst 300 Jahre nach Wallace das erste Mal in den Geschichtsbüchern erwähnt. Jedoch will Gibson mit seinem Film auch keine detaillierte Schilderung der damaligen Ereignisse aufbereiten und das muss er auch nicht. "Braveheart" ist schließlich keine Dokumentation. Er nutzt die Begebenheiten lediglich als Vorwand, um eine klassische Geschichte von Kampfgeist, Ehre und Freiheit zu erzählen, die aufgrund ihres Pathos gut bei der Academy ankam, weswegen diese den Film reichlich beschenkte, unter anderem mit dem Oscar für den besten Film.

Kann man das Pathos, welches eher noch von der angenehmen Sorte ist, und die historische Ungenauigkeit jedoch ausblenden, erwartet einen hier ein beeindruckendes Epos. Mel Gibson, der neben der Regie auch die Produktion übernahm, inszeniert sich selbst als sympathischen und ehrgeizigen Kämpfer, der bis zum bitteren Schluss nicht einknickt. Dabei hat er einen so willensstarken Blick drauf und vermittelt auch Emotionen wie Trauer und Enttäuschung so überzeugend, dass man hier zurecht behaupten kann, es sei die Rolle seines Lebens.
Auf erstaunlich brutale Art metzelt er sich hier durch die englischen Reihen, wobei besonders die Kämpfe, ebenso wie die detailverliebte Ausstattung, die das schottische 13. Jahrhundert wieder aufleben lässt, positiv zu erwähnen sind. Aufgehoben wird das größtenteils durch den Humor, den der Film ab und zu aufblitzen lässt. Etwa, wenn die englischen Soldaten statt der schottischen Front nur ein Haufen nackter Hintern am Horizont erblickt.

Audiovisuell ist Braveheart umso beeindruckender. Die Bilder der schottischen Berglandschaften sind oft von oben eingefangen und vermitteln wunderbar deren Imposanz. Gepaart mit James Horners gänsehaut-erzeugender Orchestermusik, bei der das schottische Volks-Instrument, der Dudelsack, eine elementare Rolle spielt, entsteht so ein wuchtiges Schlachtengemälde, das aufgrund seiner drei Stunden Laufzeit kaum bis keinerlei Längen besitzt, durchgehend bei Laune hält und besonders einen bewegenden Schlusspunkt bereit hält. Die Schlachten, welche mit Hunderten von Statisten gedreht wurden, sind, swoeit man das schreiben kann, authentisch blutig, und verleihen dem Film die nötige Glaubhaftigkeit. Auch die Ausstattung ist authentisch. Ob Kleidung, Waffen, Bauwerke oder Schauplätze. Trotz der historischen Ungenauigkeit wird man zu keiner Zeit aus dem Geschehen gerissen, da das Gesamtbild einfach stimmig wirkt. Die große Figurentiefe sollte man aber trotz der langen Laufzeit nicht erwarten. Gibson geht es vielmehr um große Bilder, große Gesten und große Emotionen. Subtil ist hier gar nichts. Doch der unbändige Wille nach Freiheit und Selbstbestimmung kommt auch mit dem Holzhammer gut an. Besonders weil Gibson es schafft, dass man mit seinem Protagonisten jederzeit mitfiebern und mitleiden kann. In seinen besten Momenten lässt "Braveheart" den Kampf, den Wallace bestreitet, am eigenen Leib spürbar werden.

Mel Gibson hat mit "Braveheart" ein ganz großes Stück Filmgeschichte erschaffen, ein nahezu perfekter Film und auch wenn es der Liebesgeschichte an Originalität- und den Dialogen an Intelligenz mangelt, wird man bestens unterhalten. Ein unvergesslicher Film - und vor allem der letzte Satz: "Im Jahre des Herrn 1314 erstürmten schottische Patrioten, halb verhungert, gegen eine Übermacht das Feld von Bannockburn ... Sie kämpften wie Kriegerpoeten ... Sie kämpften wie Schotten. Und gewannen ihre Freiheit."

10/10

Die 4K Ultra-HD-Version des Films gab es in der Erstauflage im limitierten Steelbook:

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