Sonntag, 17. März 2024

Boys From County Hell (2020)

https://www.imdb.com/title/tt10262380/

Six Mile Hill ist ein Kaff in Irland. Eugene (Jack Rowan) und seine Kumpels sind trotzdem hier geblieben, anstatt in eine Großstadt umzuziehen. Spaß haben sie in Six Mile Hill unter anderem daran, Touristen zu veräppeln. Es kommen nicht viele Besucher, aber wenn, dann wollen sie das Grab eines Vampirs namens Abhartach besuchen, der früher angeblich in Six Mile Hill wohnte. Eugenes Vater Francie (Nigel O'Neill), der ein Bauunternehmen besitzt, will von seinem Sohn mehr Engagement im Familiengeschäft sehen. Francie überträgt Eugene darum die Aufsicht über einen kleinen Arbeitertrupp und die Aufgabe besteht darin, ein Stück des Landes von Bestatter George (John Lynch) für den Bau einer neuen Umgehungsstraße vorzubereiten. Dabei wird das Grab von Vampir Abhartach unbeabsichtigt mit einem Bagger zerstört, was tödliche Konsequenzen hat...

In den letzten Jahren kam es mit Filmen wie "The Wolf Of Snow Hollow" oder "One Cut Of The Dead" zu einem Wiederaufleben einfallsreicher Horrorkomödien, die jeweils den klassischen Horror-Archetypen als Klassiker neues (Nach-)Leben einhauchen wie "Fright Night" und "An American Werewolf In London" in der Blütezeit des Genres. Basierend auf seinem gleichnamigen Kurzfilm des irischen Autors und Regisseurs Chris Baugh aus dem Jahr 2013 ist "Boys From County Hell" der Neuste in diesem Trend, eine verspielte, aber überraschend ergreifende Vampirgeschichte, die sich mit Souveränität mit Folklore, familiären Unruhen und den Gefahren schlechter Stadtplanung auseinandersetzt. 

Nach einem unterkühltem Auftakt mit zwei Rentnern, deren gemütlicher TV-Tee sich in ein grausames Blutbad verwandelt - Häuslichkeit und Teufelei werden sich künftig durchgehend einen Raum mit gruseliger und komödiantischer Wirkung teilen - gehen die Macher zwei Monaten zurück. Die Lebensgefährten Eugene (Jack Rowan) und William (Fra Fee) stecken im Trott des Alltags fest, in dem sie trinken und leichtgläubige Touristen erschrecken, während sie davon träumen, ihrer Heimatstadt Six Mile Hill zu entkommen, einem verschlafenen irischen Dorf, das Kameramann Ryan Kernaghan in atmosphärischen Weitwinkeln und Schatten gedreht hat. Als Eugenes mürrischer Straßenarbeiter-Vater (Nigel O'Neill) sich bereit erklärt, beim Bau einer Autobahn durch ihr Dorf zu helfen, und dabei das von Steinhaufen bewachte Grab des "echten Dracula" Abhartach (sogar Bram Stoker soll sich hier seine Inspiration geholt haben) stört, erschüttert eine Tragödie - und ein Stier - Eugene und Williams Freundschaft. Es folgen Blutvergießen und Scherze, während Vater, Sohn und eine kleine Gruppe widerstrebender Straßenarbeiter gezwungen sind, mit dem Bösen der Bewohner und ihren eigenen inneren Kämpfen zurecht zu kommen. 

Danach folgt der erhoffte Umschwung und es wird blutig. Enthauptungen, sengende Sonnenstrahlen und einige wirklich inspirierte spitze Dinge werden allesamt mit echter Überzeugung gehandhabt. Baughs größter Erfolg besteht jedoch darin, einen Vampirfilm zu drehen, in dem die Menschen nicht nur mordebereite Fleischsäcke sind. Er verleiht jedem seiner Charaktere Pathos und Empathie und lässt Trauer und Bedauern den viszeralen Nervenkitzel des arteriellen Sprays untermalen. Dieser Ansatz und das Engagement einer exzellenten Ensemblebesetzung - besonders hervorzuheben ist Louisa Harland - trägt dazu bei, dass Baughs exzellenter Film Komplexität in einem Subgenre schafft, das oft wegen fehlender Nuancen abgetan wird, und neue Wege für thematisch komplexere Genres in der Zukunft beschreitet.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

Samstag, 16. März 2024

Last Seen Alive - Chase (2022)

https://www.imdb.com/title/tt10242388/

Will (Gerard Butler) und seine Frau Lisa (Jaimie Alexander) stecken mitten in einer handfesten Ehekrise, weshalb die beiden gemeinsam auf dem Weg zu Lisas Eltern sind. Wills Frau braucht Abstand und will die nächste Zeit bei ihnen verbringen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Als das Paar an einer Tankstelle Rast macht, ist Lisa auf einmal spurlos verschwunden. Will gerät in Panik, weshalb er die Polizei alarmiert, die aber aufgrund mangelnder Spuren keine Anzeichen auf ein Verbrechen sieht. Schließlich gerät sogar Will selbst unter Verdacht. Nun sieht er sich gezwungen, die Dinge selbst zu regeln und organisiert die Überwachungsaufnahmen der Tankstelle. Zu seiner Überraschung ist dort ein Mann zu sehen, der Lisa anspricht. Was folgt, ist ein Rennen gegen die Zeit, bei der Will seine Frau lebend wiederfinden will, während er für die Polizei noch immer der Hauptverdächtige ist...

So beginnt "Chase", der neue, aber nicht ganz so neue Actionthriller mit Gerard Butler in der Hauptrolle. Unter der Regie von Brian Goodman nach einem Drehbuch von Marc Frydman ist "Chase" ein Fall einer wirklich interessanten Inszenierung - die ins Leere führt. Und obwohl es im Wesentlichen ein Action-Thriller ist, ist die Action rar und der Nervenkitzel kaum bis gar nicht vorhanden. Der Zuschauer wartet im Grunde auf einen Film, der seine Aufmerksamkeit in den ersten fünfzehn Minuten erregt und überhaupt mal irgendwo hinführt, doch das passiert nie. "Chase" entwickelt nie eine Spannung oder hält sie gar aufrecht. Zudem beinhaltet der Film wohl die oberflächlichsten und verwirrendsten Ermittlungen, die je auf der Leinwand gezeigt wurden.

Natürlich geht der Regisseur erwartungsgemäß den gesamten Aspekt "Opfer wird zum Verdächtigen" durch und da es sich um einen Film mit Gerard Butler handelt, weiß (oder hofft) man irgendwie, dass er die Sache irgendwann selbst in die Hand nehmen wird. Aber je bizarrer Wills Handlungen und Reaktionen werden (wohlgemerkt unbeabsichtigt), desto schwieriger wird es, sich auf ihn oder die Geschichte einzulassen. Und daran kann auch Butlers noch so große Ernsthaftigkeit nichts ändern. Unterdessen wird Hornsby (der ein wirklich guter Schauspieler ist) von einer aggressiv generischen Polizistenfigur gefesselt - einem billigen Abklatsch, wie man sie im Laufe der Jahre in unzähligen Filmen gesehen hat. Es stellt sich heraus, dass es sich bei "Chase" um einen dieser verrückten Filme handelt, in denen die Leute routinemäßig dumme Dinge tun, nicht die offensichtlichen Fragen stellen und den gesunden Menschenverstand völlig außer Acht zu lassen scheinen. Und ohne fesselnde Charaktere oder spannende Action, die die Lücke schließen könnten, bleibt der Film in der Neutralität stecken und verpasst im Grunde schon den vielversprechenden Anfang.

5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
Poster/Artwork: Voltage Pictures

Last Sentinel - Last Contact (2023)

https://www.imdb.com/title/tt5153956/

Die Erde im Jahr 2063 ist nahezu vollständig überflutet. Lediglich zwei kleine Kontinente sind von den Wassermassen bisher verschont geblieben. Dazwischen, inmitten den endlosen Fluten das apokalyptischen Ozeans, steht noch die Plattform namens Gateway 6, um die ein erbitterter Konflikt entbrannt ist. Gehalten wird die Gateway 6 von Cpl. Cassidy (Kate Bowworth), Sgt. Hendrichs (Thomas Kretschmann), Pvt. Baines (Martin McCannund), Pvt. Sullivan Lucien Laviscount) und einer Atombombe im Arsenal seit zwei langen Jahren, gut 3.000 Kilometer von der Heimat entfernt. Doch als drei Monate zuvor die angekündigte Ablösung nicht auftauchte, fragt sich die Crew nun, ob es überhaupt noch überlebende Menschen auf dem Planeten gibt.

Die dystopische Zukunft, die Regisseur Tanel Toom in "Last Sentinel" (Warum heißt der Film in der deutschen "Übersetzung" "Last Contact"? - das ergibt überhaupt keinen Sinn?) heraufbeschworen hat (in der er darlegt, wohin sich unsere aktuelle Welt möglicherweise entwickeln wird), ist düster und stellenweise sogar fesselnd, fühlt sich aber auch zugunsten der Erzählung einer Überlebensgeschichte bald verloren an. Durch Klimawandel und menschliche Zerstörung ist die Erde bis auf zwei erhöhte Landstriche auf verschiedenen Kontinenten unbewohnbar geworden. Alles andere ist eine ozeanische Einöde, die die zuvor erwähnten Außenposten erfordert, um die Überreste des Lebens vor einem unbekannten Feind zu schützen. Der Außenposten ist außerdem mit einer Atombombe ausgestattet, die während der zweistündigen Laufzeit scharf und unscharf  gemacht wird, während die Charaktere miteinander und mit dem Feind, mit dem sie offenbar seit Jahrzehnten Krieg führen, in Konflikt geraten.

Diese Charaktere werden in einem Prolog vorgestellt, in dem ein Sturm die strukturellen Schäden am Außenposten, an den Generatoren und an weiterer Ausrüstung im Inneren vernichtet und durch die Überschwemmung fast eines ihrer Mitglieder umbringt. Sobald alles wieder einigermaßen sicher ist, lernt man die Charaktere kennen - da ist Thomas Kretschmann als der treue Sergeant Hendrichs, der sich diesem Job um jeden unlogischen Preis widmet, Kate Bosworth als Corporal Cassidy, besonnen und in einer On/Off-Beziehung mit Kommunikationsmitglied Sullivan (Lucien Laviscount) und Baines (Martin McCann), der temperamentvolle, aber effiziente Ingenieur. Ein Schiff segelt vorbei, das möglicherweise das Hilfsteam ist oder auch nicht, und Sullivan wird angewiesen, es zu überprüfen, während ein schießwütiger Sergeant Hendrichs schnell die Waffen scharf macht und es in die Luft jagt, nur weil er keine Antwort auf seine Rufe erhält. Hendrichs ist davon überzeugt, dass sie dort bleiben müssen, wo sie sind, während Sullivan und Baines entschlossen sind, das Schiff zu reparieren, damit sie hoffentlich dem Zufluchtsort entkommen können. Angesichts der vielen Schäden, die dem Außenposten zugefügt wurden, ist es auch möglich, dass die Struktur verschoben wurde und die Besatzung nicht unbedingt weiß, wo sie sich befindet. 

Und spätestens ab jetzt wird es frustrierend, denn "Last Contact" behandelt das Mysterium und den anfänglichen Aufbau der Welt größtenteils mit generischen Charakterenthüllungen und billigen Enthüllungen. Der Film geht so vor, dass er jedes Individuum auf irgendeine Art und Weise als problematisch darstellt und so die Botschaft zum Ausdruck bringt, dass die Menschen sich weiterhin gegenseitig in den Ruin treiben werden (was auch ein Teil von Cassidy ist). Dies und sein Umweltaktivismus scheinen zugunsten einer mäandrierenden Untersuchung von vier Archetypen aufgegeben zu werden. Das ist schade, denn Tooms Story ist hinsichtlich der handwerklichen Qualität des Films beeindruckend. Man wünscht sich, es gäbe tiefere Charaktere, die die aktuellen Themen der Erzählung untermauern würden.

4/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
Poster/Artwork: Altitude Film Entertainment/Sentinel Entertainment

Freitag, 15. März 2024

Code 8: Part II - Code 8: Teil II (2024)

https://www.imdb.com/title/tt14764464/

Die 14-jährige Pav (Sirena Gulamgaus) fürchtet um ihr Leben: Ihr Bruder wurde von korrupten Polizisten getötet und sie Zeugin des Verbrechens, weshalb der hochdekorierte Sergeant „King“ Kingston (Alex Mallari Jr.) sich an ihre Fersen heftet, um die Tat zu vertuschen. In ihrer Not gerät Pav an den frisch aus der Haft entlassenen Connor Reed (Robbie Amell), der, wie vier Prozent der Weltbevölkerung, über übernatürliche Fähigkeiten verfügt und deshalb staatlich überwacht wird. Connor hatte vor Jahren gemeinsame Sache mit dem Gangster Garrett Kelton (Stephen Amell) gemacht, um seiner schwer erkrankten Mutter eine lebensrettende Behandlung zu ermöglichen, ist auf diesen aber nach den Ereignissen von damals alles andere als gut zu sprechen. Um Pav zu helfen, müssen die beiden Männer ihren Streit beilegen und es mit King und seiner Roboter-Hundestaffel aufzunehmen.

"Code 8: Teil II" ist ein sehr mittelmäßiger SciFi-Streifen geworden, noch ein wenig schlechter als der erste Teil, "Code 8". Zuschauer, oder Fans, die die Welt der Science-Fiction mögen und sich nicht zu sehr mit der Geschichte und Charakterentwicklung beschäftigen wollen, könnten dennoch ihren Gefallen und einen guten Zeitvertreib in dieser Fortsetzung finden. Das Konzept, das in der Welt dieses Films gezeigt wird, ist zwar immer noch interessant, aber die Tiefe, die es haben sollte, wurde leider schon im ersten Teil vergessen. Also konnte der Fan auch die Hoffnung begraben, dass es in Teil 2 dieses Films vielleicht eine Charakterentwicklung geben würde. "Code 8: Teil II" hat seinen Fokus auf ganz andere (und wieder einmal nur viel zu bekannte Dinge gerichtet und bringt eine neue Rettungsmission mit sich. Die Fortsetzung hat ergo nichts Frisches oder gar Originelles an sich, schlimmer noch, selbst die Fragen, die der Vorgänger aufwarf, werden nicht mehr beantwortet, sondern einfach als offenes Mysterium links liegen gelassen.

Im ersten Teil bekam man einen Einblick, wie Menschen ihre Superkräfte erlangten, und erfuhren etwas über den Hintergrund der Charaktere. Überraschenderweise geht Teil 2 überhaupt nicht auf diese Aspekte ein. Die so dringend benötigte Weiterentwicklung in diesen Bereichen wäre zwar erwartbar gewesen, aber die Fortsetzung brachte sie nicht mit sich. Auch die Action ist ebenfalls sehr begrenzt, lobenswert sind jedoch die Zeitlupensequenzen, die elektrisierend sind und wirklich gut dargestellt. Dennoch: Wenn man "Code 8" gesehen hat, sollte man seine Erwartungen noch einmal herunterschrauben. Sollte man dennoch einen Blick riskieren wollen, sollte man dringend vorher den ersten Teil sehen. sonst könnte es passieren, dass man gar keinen Zugang zu dieser Welt erlangt.

5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

Donnerstag, 14. März 2024

Damsel (2024)

https://www.imdb.com/title/tt13452446/

Prinzessin Elodie (Millie Bobby Brown) wird eines Tages an einen Prinzen namens Henry (Nick Robinson) aus einem rivalisierenden Königreich verheiratet, ohne dass sie weiß, was sie erwartet. Eine märchenhafte Zukunft steht ihr jedoch nicht bevor, eher das Gegenteil. Der König und die Königin (Robin Wright) des Nachbarlandes haben nämlich einen perfiden Plan ausgeheckt, in dem die Prinzessin ihr Leben hergeben soll, um das Reich vor dem Zorn eines gefräßigen Drachens zu retten. Als Elodie herausfindet, dass sie dem Untier geopfert werden soll, ist sie schockiert und landet auch schon bald in der großen Höhle des Monsters. Da es weit und breit keine wahren Ritter gibt, die sie retten könnten, nimmt Elodie ihr Schicksal kurzerhand selbst in die Hand und sucht nach einem Weg in die Freiheit.

"Es gibt viele Rittergeschichten, in denen der heldenhafte Ritter die Jungfrau in Not rettet. Dies ist keine von ihnen." So beginnt Millie Bobby Browns prächtiger neuer Fantasyfilm, und der Zuschauer ist gleich gefesselt, denn er weiß genau, dass hier einen Prinzessin in den Kick-Ass-Modus geht. Nach einem kurzen Prolog, in dem Ritter einem feuerspeienden Drachen gegenüberstehen, sieht man schon, wie Elodie (Brown) "Jahrhunderte später in einem fernen Land" Holz hackt. Sie und ihre jüngere Schwester Floria (eine süße Brooke Carter) leben in einer abgelegenen, verschneiten Gemeinde (aka "Winterfell"), in der sich eine schwierige Lage befindet. Sie müssen die Vorhänge in ihrem Schloss gegen Lebensmittel verkaufen. Doch dann kommt ein Bote mit einem Brief, verschlossen mit einem königlichen Siegel. Eine Königin schlägt vor, dass Elodie die Braut ihres Sohnes, des Prinzen, wird, mit einer stattlichen Mitgift, die ihrem Land wieder Wohlstand verschaffen wird. Elodie zögert, ist aber bereit, alles Notwendige zu tun, um ihrem Volk zu helfen. "Ich weiß, dass du schon immer reisen wolltest.", sagt ihr Vater (Leonine Ray Winstone als Lord Bayford) und versucht, die Zwangs-Aussicht attraktiver klingen zu lassen.

Elodie und Floria sind jedoch bald beeindruckt von der Wärme, der Großzügigkeit und dem Luxus des Hauses der Königin und ermutigend über ihren Empfang. Prinz Henry (Nick Robinson) scheint so charmant zu sein, wie man es von Märchenprinzen erwartet. Seine Mutter (Robin Wright als Isabelle) ist eine andere Geschichte, königlich, aber distanziert, und weist den Freundschaftsversuch von Elodies Stiefmutter Lady Bayford (einer wenig genutzten Angela Bassett) kühl zurück. Trotz Lady Bayfords wachsender Besorgnis, dass etwas nicht stimmt, findet die Hochzeit statt, mit all dem Pomp und den Umständen, die eine königliche Fantasiehochzeit verdient. Das Produktionsdesign von Patrick Tatopoulos und die Kostüme von Amanda Monk sind durchweg großartig. Die Hochzeitsszene ist spektakulär. Man sollte an dieser Stelle auf die Momente achten, in denen gezeigt wird, wie Elodie in ihr spektakuläres Brautkleid geholfen wird. Es ist nicht der übliche Moment, bei dem ein Wildfang zur Schönheitsverjüngungskur übergeht, und seine Bedeutung wird später enthüllt.

Nach der Hochzeit findet am Eingang einer Höhle eine seltsame Zeremonie statt. Unheilvollerweise sind die Höflinge maskiert. Isabelle fährt mit ihrem Dolch über die Handflächen des Brautpaares und vermischt ihr Blut. Und dann stellt sich heraus, dass Elodie dem Drachen in der Höhle geopfert werden soll, ein Teil der jahrhundertealten Vereinbarung, die den Drachen davon abhält, das Königreich in Grund und Boden zu stampfen.. Und so wechselt der Film vom "Cinderella"-(der sich übrigens wirklich, wirklich märchenhaft anfühlt) in den "Stirb langsam"-Modus in einer Höhle, während Elodie versucht, dem Drachen zu entkommen. Der Drache. Ja, der ist wiederum außergewöhnlich gut gestaltet und von Shohreh Aghdashloo mit herrlich rauchiger Bedrohlichkeit synchronisiert. Nun kommt das Kleid wieder ins Spiel, dass, so pompös es anfangs auch ausgestattet war, sich mit Geschick in alle möglichen Hilfsmittel, die Elodie benötigt, MacGyvern lässt. Es könnte genauso gut auch von James Bonds Q entworfen worden sein, denn Elodie verwandelt es in eine Überlebensausrüstung, indem sie beispielsweise einen Korsettbusch (das steife Brett, das am Oberteil festsitzt) heraustrennt und es gegen die Wand der Höhle kratzt, um daraus einen Dolch zu erschaffen. Außerdem nutzt sie einen Teil des Stoffes als Schutz und reißt einen großen Teil davon ab, um ihr mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Elodie findet in der Höhle auch einige Ressourcen sowie einige Leichen anderer Prinzessinnen. Eine ganze Wand ist mit ihren Namen bedeckt, auf denen geschrieben steht, wie verzweifelt sie an der Flucht waren. Sie entdeckt biolumineszierende Würmer, die ihr den Weg leuchten - und noch eine ganz andere Eigenschaft haben.

Dieser Abschnitt des Films spielt sich wie ein Videospiel ab, in dem Elodie einem Hindernis nach dem anderen gegenübersteht und einige Fortschritte macht, wie eine Art Quests, die interessanter und interessanter wird. Brown ist über weite Strecken auf sich allein gestellt und schafft es, Angst und Entschlossenheit abzuwechseln. Es gibt einige gruselige Überraschungen, insbesondere nachdem andere Charaktere in der Höhle ankommen. Auch helfen ihrem Charakter die Züge, die ihr die Drehbuchautoren auf den Leib geschrieben haben: Demütigkeit, Scharfsinn und eine Gespür für Gerechtigkeit. Es ist daher eigentlich sogar schade, dass "Damsel" nicht auf einer großen Leinwand gezeigt wird, denn die Schauplätze sind voller verlockender Details, die einige der Schwächen des Drehbuchs verdecken. Aber selbst auf der kleineren Leinwand ist die frische, von Frauen geführte Interpretation der traditionellen Geschichte, einschließlich einer kleinen Wendung, die Schwesternschaft ist mächtig, am Ende äusserst sehenswert.

7,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

Mittwoch, 13. März 2024

Planet Terror (2007)

https://www.imdb.com/title/tt1077258/

"Planet Terror", Robert Rodriguez' Beitrag zum auf Trash getrimmten Double-Feature "Grindhouse", kam in Deutschland nur in einer längeren Fassung auf die Leinwände. Die Story ist schnell erzählt: Ein Biochemiker setzt Giftgas frei, das die Bewohner eines texanischen Kaffs nach und nach in Zombies verwandelt. Doch es gibt Überlebende - darunter die Stripperin Cherry (Rose McGowan), die eigentlich Stand Up Comedian werden will, der undurchsichtige Wray (Freddy Rodriguez) und die Krankenschwester Dakota (Marley Shelton), die vor ihrem Mann flüchtet, dem psychopathischen Arzt Dr. William Block (Josh Brolin). Die Gruppe kämpft sich durchs zombieverseuchte Nirgendwo, bis sie schließlich Lt. Muldoon (Bruce Willis) und seinen Männern gegenübersteht, allesamt schon lange vergiftet...

Als 2007 Robert Rodriguez und Quentin Tarantino mit "Grindhouse" um die Ecke kamen, war das irgendwie eine coole Nummer. Die Segmente dieses Mischwerkes, sind "Planet Terror" und "Death Proof" und wurden mit einer, wie für Kinovorstellungen in den Siebzigern üblich, Handvoll an (Fake)-Trailern (von denen sich wiederum einige so großer Beliebtheit erfreuten, dass später daraus eigenständige Filme wurden) garniert. Doch "Planet Terror" sticht hervor. Er ist einfach herrlich. und die ideale Mischung aus Horror, Komödie und völliger Zufälligkeit, die ihn zu einer Ikone im Genre macht. Man muss Robert Rodriguez irgendwie dankbar sein, dass dieser Film in voller Länge das Licht der Welt erblicken durfte.

Dieser Film ist so dermaßen über- und abgedreht, dass es ein purer Genuss ist. Angefangen von einer willkürlichen Hodensammlung (vom wunderbaren Naveen Andrews) seiner Opfer bis hin zu Freddy Rodriguez‘ "berüchtigter" Fähigkeit, als "El Wray" niemals daneben zu schießen, ist "Planet Terror" von Anfang bis Ende ein einziger wilder Ritt.. Ganz zu schweigen von einer Reihe anderer Schauspiel-Perlen wie Michael Biehn (und seiner anhaltende Rivalität mit seinem Bruder Jeff Fahey um das ultimative BBQ-Rezept) und Rose McGowan mit einem Maschinengewehr-/Raketenwerferbein. Oder die zum Scheitern verdammten Ehe zwischen Josh Brolins Dr. William Block und Marley Sheltons Dr. Dakota Block. Nur um mal ein paar der Showrunner zu nennen. All dies mag chaotisch und möglicherweise auch keineswegs real erscheinen, aber das ist im Angesicht der Sache völlig schnuppe. Es passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

Dieser Film geht über viele zuvor verwendete (manchmal missbrauchte) Themen hinaus und macht diese wieder originell. In einer Zeit, in der man sich fragen könnte: Wie ist das möglich? Nun, durch ein Gefühl der Dunkelheit, Originalität und auch einer gesunden Portion Rückblick. Der Grindhouse-Appeal ist ein Verkaufsargument, aber der Film übertrifft den ästhetischen, nostalgischen Touch. Im einfachsten Sinne ist es ein kitschiger Horror-/Splatter-Spaß, bei dem eine Reihe von (namhaften) Spielern zusammenkommen (einige überwinden ihre schmutzige Vergangenheit), um das Böse zu besiegen, das sie hier bedroht. Einer der besten Aspekte von "Planet Terror", abgesehen von dem Humor, der sich in jede Szene einschleicht, und einigen urkomischen Einzeilern, ist der Stil. Wenn man viel von Rodriguez‘ Filmografie gesehen hat, weiß man, dass er Stil in Hülle und Fülle hat, aber "Planet Terror" hebt ihn auf eine andere Ebene. Er ist von seiner Grindhouse-Atmosphäre durchdrungen, ähnlich wie sein Zwilling, seines Filmbruders Quentin Tarantino "Death Proof". Ein weiteres Argument sind die "Machete"-Filme, die aus den wunderbar lächerlichen Trailern zwischen den beiden Filmen hervorgegangen sind. Ob es sich um das Blut oder die Funken der Explosionen handelt, die Effekte und Bilder sind beeindruckend. Außerdem ein Hinweis auf die knallhart choreografierte Szene, in der Freddy Rodriguez‘ Charakter sich durch eine Krankenstation und Josh Brolins gruseligen Arzt kämpft. Es ist Ausbeutung, es ist Retro-Horror, es ist eine Art Umarmung der Albernheit mit einem fetten, blutigen Grinsen.

7,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Senator/Universum Film
Poster/Artwork: Dimension Films/Troublemaker Studios/Rodriguez International Pictures/The Weinstein Company

Dienstag, 12. März 2024

Thelma & Louise (1991)

https://www.imdb.com/title/tt0103074/

Thelma (Geena Davis) lebt völlig unterdrückt unter der Fuchtel ihres tyrannischen Ehemannes (Christopher McDonald), Louise hingegen (Susan Sarandon) ist eine selbstbewusste, schlagfertige und durch und durch emanzipierte Frau. Sie überredet Thelma zu einem gemeinsamen Wochenendausflug, welcher auch prompt in einem 66er Thunderbird angetreten wird. Dass Thelma "für alle Fälle" die Pistole ihres Anvertrauten mitnimmt, wird fatale Folgen haben. Denn ein Vergewaltigungsversuch führt in Verbindung mit der Waffe zu einem Mord im Affekt, sodass die Frauen von da an richtig in der Scheiße sitzen. Durch unbedachte Handlungen verschlimmert sich die Situation immer weiter, was auch der Polizei nicht entgeht...

Nachdem der britische Regisseur Ridley Scott sich mit seinen atmosphärischen Slow-Burnern "Alien", "Blade Runner" und "Black Rain" einen Namen gemacht hatte, wandte er sich mit "Thelma & Louise" thematisch dem Thriller zu. Ein Film, der heute als der typisch amerikanische und dennoch bahnbrechend feministische Actioner gilt. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, die schöne, freizügige Thelma (Geena Davis) und die vernünftige, sachliche Louise (Susan Sarandon), deren dauerhafte, unerschütterliche Freundschaft sie durch versuchte Vergewaltigung, Mord und eine aufregende zwischenstaatliche Fahndung führt. Was als Ausflug beginnt, endet in einer Flucht. Die beiden Frauen, jede auf ihre Art von der Männerwelt unterdrückt und klein gehalten werden, begeben sich auf einen Road-Trip, der nirgendwohin führen wird, außer in einen letzten Mittelfinger in Richtung Patriachat. Nachdem eine versuchte Vergewaltigung von Thelma von Louise mit einem gezielten Schuss beendet wird, dreht sich die Spirale der ausbrecherischen Gewalt nur noch nach unten. Die beiden Frauen fliehen nicht nur vom Tatort, sie entkommen auch der Flaute des konventionellen Kleinstadt-Arkansas – und damit auch der konventionellen Kleinstadt-Frauenwelt. Thelma ist mit einem kontrollierenden und unsicheren Teppichverkäufer namens Darryl verheiratet (Christopher McDonald, dessen Charakter vermutlich noch nie eine Frau als Partner betrachtet hat), dem einzigen Mann, mit dem sie jemals zusammen war. Louise, eine Berufskellnerin, trifft sich mit einem wohlmeinenden, aber um sich schlagenden Musiker, der oft unterwegs ist (ein trauriger Michael Madsen). Ein ständiges Thema ist die Idee, das zu bekommen, womit man sich zufrieden gibt: Thelma gab sich mit Darryls abfälliger Herablassung zufrieden, während Louise, die sich wirklich um Jimmy zu kümmern scheint, seinen Vorschlag dennoch mit einer Plattitüde über "schlechtes Timing" abwischt. Keiner der Frauen fehlt der Mut oder die Entschlossenheit, etwas Besseres zu finden, geschweige denn dafür zu kämpfen. Sie hatten bisher einfach noch nie eine Gelegenheit dazu.

Die Drehbuchautorin Callie Khouri fängt die nuancierte Wärme und Verzweiflung weiblicher Freundschaft scharfsinnig ein. Der Zuschauer wird zunächst zu der Annahme verleitet, dass Louise die Verantwortliche der beiden ist und gelegentlich an der Grenze zur Nervosität grenzt. Doch in einem Moment der Wut und des Traumas ist sie diejenige, die den Abzug drückt und den Film in Gang setzt. Ihre eigene Hintergrundgeschichte mit einem Vorfall in Texas, den sie nicht wahrhaben will, bindet sie noch enger an Thelma. Als sie später nach einem Raubüberfall einen Zusammenbruch erleidet, ist Thelma diejenige, die sofort zur Tat schreitet. Die Frauen bemuttern sich abwechselnd; Wenn die eine in Not ist, greift die andere auf ihr Reservoir an Einfallsreichtum und Belastbarkeit zurück, um einen Plan zu erstellen, egal wie schlimm die Situation auch sein mag. Keine der beiden Frauen ist "die Hübsche" oder "die Starke" - sie sind beides und noch viel mehr. Ein großer Teil des Reizes des Films besteht darin, zu sehen, wie diese Frauen die ihnen aufgezwungenen Klischees überwinden. Als Detective Slocum (ein onkelhafter Harvey Keitel) Darryl erklärt, dass Thelma mit dem Mord in Verbindung steht, offenbart seine ungläubige, stotternde Reaktion nicht nur seine Dummheit, sondern auch die Tiefe seiner Unwissenheit und die Grenzen seiner Vorstellungskraft. Später, nachdem sie einen Staatspolizisten ruhig in den Kofferraum seines eigenen Autos zwingt, sagt sie mit mehr als ein wenig Stolz: "Ich weiß, es ist verrückt, aber ich habe einfach das Gefühl, dass ich ein Händchen für diesen Scheiß habe." Sie hat absolut Recht und ihre Entwicklung ist eine genugtuerische Freude mit anzusehen.

Khouri erklärte später, dass sie nicht vorhatte, ein feministisches Manifest zu schreiben, und es gibt eine Schlüsselszene, die perfekt veranschaulicht, wie schädlich es ist, so etwas überhaupt zu versuchen. Nach Thelmas Begegnung mit Harlan, ihrem Möchtegern-Vergewaltiger, kommt es zu einem angespannten Austausch zwischen ihr und Louise, in dem Louise ihr im Grunde die Schuld für den Mord zuschreibt: "Wenn es dir nicht darum ginge, so viel Spaß zu haben, wären wir nicht hier im Augenblick!" Trotz ihrer Freundschaft, ihrer Nähe und allem, was diese Frauen über die Welt, in der sie leben, wissen, muss dieses Gespräch noch stattfinden, bevor sie sich mit der Situation befassen können. Harlan war ein bekannter Widerling, aber es versteht sich, dass Männer wie er ständig mit Gewalt davonkommen, genauso wie Darryl in kleinerem Maßstab damit davonkommt, ein egoistischer, unsensibler Trottel zu sein. Sogar J.D., der charmante Betrüger, der von einem jungen Brad Pitt so denkwürdig gespielt wird, ist ein weiterer "Meilenstein" auf ihrem Weg. Sein Verstoß ist zwar eher finanzieller als körperlicher Art, aber ebenso vernichtend. Jimmy und Slocum scheinen außerhalb dieses Paradigmas zu existieren, aber das spielt keine Rolle. Ihre Bemühungen, Thelma und Louise zu erreichen, sind zu gering und kommen viel zu spät.

In einer Welt, in der Männer ständig große und kleine Grausamkeiten gegen die Frauen in ihrem Leben begehen (und ebenso oft gegen Frauen, die sie nicht kennen - wie der grobe LKW-Fahrer, der so zufriedenstellend seinen Denkzettel bekommt), ist es kein Wunder, dass diese Frauen von Slocums Bitten nicht überzeugt sind. Scott und Khouri quetschen in zwei Stunden ein breites Spektrum weiblicher Erfahrungen, von sexueller Gewalt bis hin zu sexuellem Vergnügen, von zurückhaltender Domestikation bis hin zu geächteter Freiheit. Selbst als das FBI näher rückt, sieht der Zuschauer, wie sie in Louises leuchtend grünem Thunderbird durch endlose leere Straßen fahren, im Radio mitsingen und einfach die Gesellschaft des anderen genießen. Wenn sie in eine Ecke (oder in ihrem Fall in eine Schlucht) gedrängt werden, warum sollten sie sich dann nicht wieder füreinander entscheiden? In diesem Fall geben sie sich mit nichts weniger zufrieden.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: United International Pictures/MGM/Warner Bros.